Happy McEaster!

Religiöse Kultur in den USA
Happy McEaster!
In den USA sind manche Schnellrestaurants durchaus religiös.

„He is risen!“ Er ist auferstanden! Diese Meldung ploppte bei mir am Montag, den 28. Oktober, auf Facebook auf. „McDonalds-Filialen in den USA dekorieren ihre Schaufenster und gehen viral“.

Nun – diese österliche Aussage irritierte mich angesichts der Jahreszeit doch ein wenig. Sollten die USA sich irgendwie im Kirchenjahr vertan haben? Oder ist es vielleicht nur ein ziemlich geschmackloser Werbe-Hinweis darauf, dass der „Quarterpounder“, der wegen zwiebelinduzierten Lebensmittelvergiftungen eine Zeitlang von der Bühne verschwunden war, nun wieder einen – zumindest nach Auffassung der Burger-Kette – äußerst geschmackvollen Auftritt hat? 

In meinem Geiste schrieb sich der zugehörige Stilvoll-Glauben-Artikel gerade schon ganz von selbst, Erinnerungen an die Flotte-Schreibe-Feder von Carla Columna, nein Entschuldigung, Rita Kimmkorn aus Harry Potter wurden wach. Die burgerliche Auferstehung! Viele Kalauer ehrlich gesagt nahe an der Geschmacklosigkeit oder leicht drüber, lassen wir das lieber, vielleicht wird’s doch lieber kein Artikel.

Aber halt! Vielleicht ist es ja ganz anders. Ist es eigentlich doch eher eine Halloween-Deko? Zeitlich würde es passen. Geister, die sich aus dem Grab erheben, statt dem österlichen Jesus Christus? He is risen! Erschauert, oh ihr Kundinnen und Kunden, die ihr es waget, an Halloween diesen Laden zu betreten und einen Quarterpounder zu bestellen! Oder irgendwas anderes! Apfeltasche oder so! Also was Süßes, Saures gibt’s hier nicht. Irgendwie auch eine seltsame Assoziation, aber christlich könnte man das schon irgendwie hinbiegen. Vielleicht gewissermaßen das zweite Ostern, denn eines Tages wird Gott uns alle aus den Gräbern rufen. Ja, könnte auch ein netter Beitrag werden.

Ja, Ideen gab es sofort in meinem Kopf. Alles das bis jetzt Geschriebene spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab. Also mal nachgesehen, worum es eigentlich geht: Die Facebook-Werbung führte mich auf eine Seite, die so vollgestopft mit Werbebannern war, dass ich den Inhalt kaum fand. Eine kurze Suche führte mich auf eine andere, etwas weniger werbebehaftete Seite im Netz. Tatsächlich mit einem Foto einer Schnellimbiss-Filiale mit „He is risen!“ im Schaufenster. Und diese Seite hatte dann, im Gegensatz zur ersten, auch ein Datum der Meldung: 18. März 2024. Recherche. So wichtig.

Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, dass uns so ein schöner Artikel teilweise entgangen ist. Aber ich bin doch ein wenig erleichtert, dass weder Quarterpounder noch irgendwelche Geister Jesus Konkurrenz machen im Auferstehen. Noch nicht mal in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Ganz im Gegenteil: Offenbar handelt es sich um eine recht christliche Familie, Tony und Gina Wolfe, die dort mehrere McDonalds-Filialen besitzt und schon des Öfteren rund um die christlichen Feste herum mit passender Dekoration aufgefallen ist, etwa „His name is Jesus“ (Sein Name ist Jesus) an Weihnachten.

Für uns hier in Deutschland mag das völlig normal sein. In den USA dagegen halten sich, so jedenfalls die Aussage des von mir gefundenen Textes, solche Geschäfte mit religiösen Aussagen in der Regel eher zurück. Schließlich wollen sie nicht den Teil der Kundschaft vergraulen, die eben nicht Weihnachten und Ostern feiern. Den Wolfes ist das aber offensichtlich egal. Also dann – frohe Ostern und guten Appetit!

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