Helau! Alaaf! Wuppdika! Oder, wie ich heute gelernt habe: Halex! Alternativ: „Lass mich in Ruhe mit dem Faschingszeug“. Ja, diese tollen Tage spalten die Nation. Dieses Jahr muss ich sogar am Faschingsdienstag zu einer Tagung – weil die Planer*innen der EKD im nordisch-gelassenen Hannover die närrische Zeit schlicht nicht auf dem Schirm hatten und sie aber wenigstens noch vom Rosenmontag auf den Dienstag verschieben konnten.
In Köln wäre das nicht passiert! Da hat sogar die große Schwalbennest-Orgel im Kölner Dom ein eigenes Register. Heißt „Loss jonn“, für die Nicht-Kölschen so viel wie „Auf geht’s!“. Ja, tatsächlich: Die zum 750-jährigen Grundsteinjubiläum 1998 neu erbaute „Schwalbennestorgel“ – für sich schon ein bewundernswertes und ton-gewaltiges Instrument mit einem Gewicht von 30 Tonnen – hat ein ganz besonderes Register. Also diese Kippschalter mit nur für Organist*innen wirklich verständlichen Bezeichnungen wie Sesquialter 2 2⁄3′ oder Scharff 1′ oder Prinzipal, die die verschieden klingenden Orgelpfeifen zu- oder abschalten.
Tja – bei dieser Orgel gibt es tatsächlich ein Register „Loss jonn“. Und es schaltet keine Pfeifen zu, sondern öffnet eine Klappe an der Orgel, aus der eine Holzfigur mit Narrenkappe hervorschaut. In Grün-Gelb wohlgemerkt, auf Geheiß des Dompropstes, denn der ist ganz offiziell Feldkaplan der 1902 gegründeten Ehrengarde mit den Farben Grün und Gelb.
Und dann spielt die Orgel das wohl bekannteste Kölner Karnevalslied überhaupt: „Mer losse d’r Dom in Kölle“. Zweimal im Jahr geschieht das, jeweils am Ende des Gottesdienstes zur Proklamation des Prinzenpaars – und zum Abschluss des Gottesdienstes am Faschingssonntag. Auf dieser großen Orgel in diesem Kirchenschiff ein gewaltiges Musikerlebnis, wirklich hörenswert! Youtube an, Lautstärke auf, Gänsehaut bekommen. Oder noch besser: Einmal live dabei sein.
Manche Christ*innen meinen ja, so was habe in der Kirche nichts zu suchen. Glauben sei eine ernste Sache und nichts zum Lachen. Ich glaube das nicht. Ich glaube: Unser Glaube macht frei. Frei zu lachen und fröhlich zu sein, selbst, wenn unser Leben manchmal gar nicht so zum Lachen ist. „Vergnügt, erlöst, befreit“, wie es der rheinische Dichter Hanns Dieter Hüsch (dessen 100. Geburtstag sich dieses Jahr jährt) in seinem wundervollen Gedicht ausdrückte.
Jesus hat uns befreit. Uns eine frohe Botschaft gegeben. Also – lasst uns feiern! Und wenn Karneval/Fasching nichts für euch ist, dann feiert eben anders. Aber: Unser Glaube ist etwas, das froh macht. Und den Dom, den lassen wir in Kölle. Loss jonn!