Plötzlich tauchten Sie zu Tausenden auf: Kleine Aufkleber auf Münchner Grabmälern mit einem QR-Code. Sie wissen schon, diese seltsamen Ansammlungen von weißen und schwarzen Quadraten, die nur für die Handykamera Sinn ergeben. Ein regelrechter Friedhofs-Krimi entwickelte sich hier, der München tagelang beschäftigte – und es sogar zu einem Artikel in der New York Times brachte.
Die mysteriösen Aufkleber waren offenbar recht professionell angebracht und jedenfalls nicht leicht zu entfernen. Scannte man sie, erhielt man lediglich eine Lagebeschreibung des Grabs und die Aufschrift des Grabsteins – irgendwie sinnlos, wenn man sowieso gerade davor steht. QR-Codes, die zu Gedenkseiten im Internet führen oder meinetwegen das grabeigene WLAN-Passwort beinhalten, das wäre ja noch irgendwie verständlich und über so was berichteten wir auch schon vor Jahren. Aber einfach nur Name und Lage des Grabs?
Die Friedhofsverwaltung verständigte also wegen Sachbeschädigung die Polizei, die zunächst vor einem Rätsel stand. Wer sollte sich eine derartige Mühe machen: Erst zum Grab gehen, die Daten aufnehmen, irgendwo den Aufkleber produzieren und ihn dann für alle Zeiten fest an das Grabmal pappen? Ein erster Verdächtiger war eine Gartenbaufirma in der Nähe, die für die Pflege etlicher Gräber auf den Münchner Friedhöfen zuständig ist. Doch die stritt jegliche Beteiligung „glaubhaft“ ab.
Erst am nächsten Tag und angesichts des großen öffentlichen Interesses und eines weiteren Zeitungsartikels fiel es dem Gartenbaubetriebsbesitzer dann offenbar doch siedend heiß wieder ein: Ja, diese QR-Codes dienten der Verwaltung der von ihnen gepflegten Gräber. Ob er dazu das Einverständnis der Grabbesitzer eingeholt hatte? Das, ähm, also, wusste er dann auch nicht so genau zu erklären. Also na ja, würde ich vielleicht auch sagen, wenn mir plötzlich auffällt, dass ich da einen Sachschaden von mehreren Hunderttausend Euro verursacht habe. Sofern die Zustimmung nicht vorliegt, müssten die Codes nämlich wieder entfernt werden. Und weil sie ja gewissermaßen für die Ewigkeit geklebt wurden, ist das gar nicht so leicht: Der Grabstein muss dazu abtransportiert werden und in der Werkstatt müssen die Kleberückstände mühsam wegpoliert werden.
Blöd gelaufen. Aber irgendwie doch eine nette rätselhafte Geschichte. Aber mit Lerneffekt: Wenn Sie mal einen richtig festen Kleber brauchen, fragen Sie doch mal beim örtlichen Gartenbaubetrieb nach.