Priester beißt Frau

Eucharistiefeier eskaliert
Priester beißt Frau
Die Ereignisse bei einer katholischen Eucharistiefeier landen nun vor Gericht.

Schon im Deutschunterricht vor gefühlt hundert Jahren lernte ich: „Hund beißt Mann“ ist keine Schlagzeile – „Mann beißt Hund“ dagegen schon. Doch in der heutigen Geschichte kommt gar kein Hund vor, sieht man mal davon ab, dass LibreOffice mir beim Tippen der Überschrift „Priester beißt Frau“ vorschlug, aus „Frau“ „Frauchen“ zu machen. Fragen Sie mich nicht, warum.

Nun also – die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt und wahlweise zum Lachen oder zum Weinen oder zum vor Gericht gehen: Eine Frau in der Thomas-von-Aquin-Gemeinde von St. Cloud (ja wirklich, Heilige Wolke) in Florida wollte gerne an der Eucharistiefeier teilnehmen, was der dortige Priester ihr aus Gründen, die uns (zum Glück?) verborgen bleiben, verweigerte. Sie jedoch war offenbar der Meinung, die hindernden Umstände wären mittlerweile beseitigt. Der Streit scheint mitten in der Austeilung ein klein wenig eskaliert zu sein, jedenfalls berichtet der „Miami Herald“, der Priester habe schließlich erbost versucht, ihr die Hostie „in den Mund zu rammen“. Worauf sie resolut nach dem Tablett mit den übrigen Hostien griff. Es gab mal eine Zeit lang Kurz-Witze auf Twitter, bestehend aus wenigen Worten, die endeten mit dem hier absolut passenden Wort: „Handgemenge“.

Nun, jedenfalls wusste sich der Priester nicht mehr anders zu helfen: Um die Hostien vor einem befürchteten Sakrileg zu schützen, biss er die Frau in den Arm.

Wie gesagt: Lachen oder weinen? Aus evangelischer Perspektive sehen wir das möglicherweise alles etwas lockerer – aber für Katholiken ist ja diese Hostie tatsächlich in ihrer geänderten Substanz Leib Christi. Ein kleines bisschen kann ich es verstehen, dass dieser Kollege in so einer Situation verzweifelt und, nun ja, verbissen reagiert hat.

Aber – ist das eigentliche Sakrileg nicht schon viel früher geschehen? In dem Moment, in dem ein solcher Streit überhaupt am Altar dermaßen entgleiten konnte. Ich weiß nicht, was genau vorgefallen ist, daher möchte ich auch keiner der beiden Seiten die Schuld zuweisen. Ich möchte ihnen nur geradezu zornig zurufen: „Und Friede auf Erden!“

Ja, es gibt manchmal Menschen, die bringen auch mich auf die Palme, obwohl ich wirklich ein ziemlich ausgeglichener Mensch bin. Es gibt Situationen, die entgleiten auch mir. Aber was würde Jesus in dieser Situation tun?

Ich glaube, er würde erst einmal Ruhe hineinbringen. Wie damals bei der Sache mit der Ehebrecherin. Es geht mir jetzt gar nicht um die Geschichte selbst, sondern darum, was Jesus tat: Er schrieb erst einmal in den Sand. Er wartete ab, bis sich die Gemüter etwas abgekühlt hatten. Und ließ sich Zeit mit seiner Antwort.

Ich glaube, das würde uns manchmal auch guttun: Sich Zeit lassen. In den Sand schreiben, Die Gemüter abkühlen lassen. Nicht nur beim Abendmahl, auch bei vielen anderen Auseinandersetzungen. Wenn wir Christinnen und Christen uns vor Gericht sehen (und es nicht das Jüngste Gericht ist), dann ist möglicherweise etwas schiefgelaufen.

Friede auf Erden!

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