Poisson d’Avril

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Spiritus Blog mit Ramona Ambs
geistvoll in die Woche
Poisson d’Avril
Morgen ist der 1.April. Traditionellerweise ein Tag, an dem man sich gegenseitig Streiche spielt. Eine schöne, spaßige Idee, aber ich hab noch eine bessere :-)

In meiner Familie hat der Aprilscherz eine lange Tradition. Das geht vor allem auf den ungarischen Teil meiner Vorfahren zurück, die Zirkusleute waren und einen enormen Ehrgeiz und Aufwand betrieben haben, um sich gegenseitig beim Hereinlegen zu übertreffen... Mein Großvater und ich hatten die französische Tradition des „Poisson d’Avril“ geradezu perfektioniert. Dabei malt man einen Fisch auf ein Stück Papier und versucht diesen dann unbemerkt beim anderen irgendwo hinzukleben. Und ich war stolz wie Oskar, wenn mein Großvater sich auf den Weg ins Büro machte und unten an seinem Jacket mein Aprilfisch auf einer Wäscheklammer baumelte. 

Ich bin also naturgemäß ein großer Freund von Aprilscherzen. 

Dieses Jahr aber ist mir so gar nicht nach Scherzen zumute - wegen der Weltlage.

Die Weltlage ist nämlich dermaßen deprimierend und erschreckend, dass man zwar dringend was zum Lachen braucht, aber nicht noch zusätzliche Aufregung. 

Finde ich. 

Und die hierzulande weit verbreiteten Aprilscherze wie Zucker durch Salz ersetzen, die Uhren zu verstellen und ein Verschlafen zu behaupten, oder irgendwelche Gummispinnen im Kühlschrank auf der Butter zu platzieren waren noch nie besonders originell, aber immer schon erschreckend und eher unfreundlich. Von den rabiaten Streichen a là "Guck mal raus, jemand scheint Dein Auto demoliert zu haben" mal ganz abgesehen...
Dieses Jahr mache ich alles anders. 

Ich werde meine Leute überraschen,- aber nicht erschrecken. 
Statt Steine im Schuh zu verstecken, werde ich Bonbons hineinlegen.
Statt festgeklebtem Klopapier gibt es Zettelkomplimente am Spiegel.
Statt festgebundenes Fahrrad gibt es aufgepumpte Reifen.

Aprilfreuden statt Aprilscherze.

Und ich nehme mir fest vor, morgen mindestens sieben Leute durch unerwartete Freundlichkeit zu überraschen. Vielleicht kann ich jemanden beim Tragen der Einkaufstasche helfen, oder ich kaufe Blumen und stelle sie jemand Fremden auf die Fensterbank oder ich bringe Futterdosen zum Tierheim. Ich bin mir sicher, der Tag wird mir viele Gelegenheiten schenken, jemanden durch Freundlichkeit zu überraschen. 

Und abends, wenn ich dann richtig viele positive Überraschungen kreiert habe, dann male ich einen kleinen Fisch und klebe ihn meinem Mann heimlich an den Schlafanzug. :) Wegen der Tradition! In diesem Sinne: schickt Euch schön in den April!


 

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