Pflegestützpunkte bieten Beratung für alle

Markus Krugmeister im Pflegestützpunkt in Hofheim
epd-bild/Dirk Baas
Gut 1.000 Beratungen im Jahr führen Markus Krugmeister und seine Kollegin im Pflegestützpunkt Hofheim durch.
Informationen zum Thema Pflege
Pflegestützpunkte bieten Beratung für alle
Pflegestützpunkte gibt es bundesweit. Ratsuchende können in diesen kostenlosen Anlaufstellen kompetente Ansprechpartner in allen Fragen zur Pflegebedürftigkeit finden, zum Beispiel im hessischen Main-Taunus-Kreis.

"In all den Jahren, seit ich hier im Amt bin, habe ich noch nie die Frage gehört: 'Wo finde ich Hilfe bei der Pflege?'" Johannes Baron, Kreisbeigeordneter im hessischen Main-Taunus-Kreis, ist überzeugt, dass die örtlichen Beratungsangebote "eigentlich überall bekannt sind". Auch der Pflegestützpunkt im Landratsamt, der von der AOK Hessen und dem Kreis getragen wird. Nicht nur hier fänden Ratsuchende kompetente Ansprechpartner in allen Fragen zur Pflegebedürftigkeit, betont der FDP-Politiker.

Der Landkreis habe ein Pflegenetzwerk "ohne einheitliche Hierarchie" geschaffen. So unterhält er die Fachstelle Allgemeine Seniorenhilfe, die auch für den Pflegestützpunkt zuständig ist. Zudem gibt es in allen zwölf Kommunen und Städten Seniorenberatungsstellen. Dazu kommt die Fachstelle Demenz, die von der Caritas unterhalten wird.

Derzeit gibt es laut der Krankenkasse AOK bundesweit knapp 500 Pflegestützpunkte. Sie sollen neutral zum Thema Pflege informieren, beraten und vermitteln. Als Wegweiser bieten sie kostenlose Beratung und Unterstützung für Hilfesuchende, die selbst pflegebedürftig sind oder für Personen mit pflegebedürftigen Angehörigen.

Ulrike Kempchen, Leiterin Recht beim BIVA-Pflegeschutzbund, spricht von "guten ersten Anlaufstellen, um einen Überblick über das Thema Pflegebedürftigkeit zu erhalten". Es sei ein "charmanter Ansatz, dass man dort einfach hingehen kann und kostenlos und neutral an alle Informationen kommt". Aus ihrer Sicht sind diese Angebote oft noch nicht genug bekannt. Der Grund dafür sei, dass Menschen in jungen Jahren ungern mit dem Thema Pflegebedürftigkeit zu tun haben: "Es ist nicht schön, sich gegen Ende des Lebens mit diesen Problemen zu befassen. Deshalb nehmen Betroffene die Informationen und Angebote zur Beratung nicht wahr."

Auch Hausbesuche

Das IGES Institut in Berlin hat 2024 Beschäftigte der Pflegestützpunkte in Baden-Württemberg zur Bekanntheit der eigenen Dienste befragt. Demnach stimmten etwa drei Viertel der Befragten zu, dass die relevanten Akteure für die pflegerische Versorgung und Betreuung die Aufgaben der Stützpunkte kennen. "Allerdings erleben die Pflegestützpunkte auch immer wieder, dass ihre Informationsmaterialen und Hinweise teilweise gar nicht wahrgenommen und gelesen werden", sagte Grit Braeseke, Leiterin des Bereichs Pflege am IGES Institut (Berlin), dem Evangelischen Pressedienst.

Vergleichsweise immer noch schlecht informiert seien Hausärzte. "Doch gerade für sie ist es wichtig, Patienten auf diese Beratungsangebote hinzuweisen, weil dies die Versorgung ihrer Patienten unterstützen und die Ärzte entlasten kann", so Braeseke. Verstärkt angesprochen werden sollten die "Zuweiser", wie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Krankenhäuser und die verschiedenen Beratungsstellen anderer sozialer Träger. Und: "Eindeutige Hinweisschilder für die Pflegestützpunkte im öffentlichen Raum sind sinnvoll, damit 'Laufpublikum' auf das Beratungsangebot aufmerksam gemacht wird."

In Hofheim berichtet AOK-Mitarbeiter Markus Krugmeister von seiner Arbeit im Pflegestützpunkt, die er gemeinsam mit seiner Kollegin Sarah Zentner erledigt: "Wir gehen auch auf Hausbesuch." Er sei jedes Jahr bis zu 200 Mal bei den Hilfesuchenden daheim präsent.

Personalnot, steigende Kosten

Krugmeister, dessen Büro laut Altenhilfeplan des Kreises 2020 rund 1.100 Beratungen hatte, sieht weniger ein Problem bei Kontaktaufnahme, sondern darin, dass es heute schwerer fällt, Pflegebedürftigen die nötigen Hilfen zu vermitteln: "Das ist eine Folge der Personalnot in der Pflege und in den Kliniken", so der Berater. Die Einrichtungen können längst nicht mehr alle Plätze belegen, weil das Personal fehlt. Und ambulante Dienste nehmen aus dem gleichen Grund keine Senioren und Seniorinnen mehr auf. "Das gleiche Bild haben wir in der Tagespflege oder Kurzzeitpflege."

Zum Hauptproblem entwickelten sich laut Krugmeister jedoch die massiv gestiegenen Kosten in der Heimpflege. Die Teuerung in den vergangenen Jahren betrage für die Pflegebedürftigen bis zu 50 Prozent: "Viele kommen zu uns und sagen, sie könnten die Eigenanteile nicht mehr bezahlen." Das aber, so der Fachmann, sei ein Problem, dass die Bundesregierung lösen müsse.