Unterwegs auf Zoom im Auftrag des Herrn

Unterwegs auf Zoom im Auftrag des Herrn
Die Sache mit den Online-Gottesdiensten birgt manche unerwartete Fallstricke

Gerade hatte unsere Bundesregierung die Kirchen gebeten, doch Gottesdienste an den Ostertagen ausschließlich online stattfinden zu lassen. Oder auch nicht. Vielleicht aber doch. In meinem Umkreis jedenfalls fahren die meisten Gemeinden ihre Vor-Ort-Angebote nochmals drastisch zurück, obwohl die aktuellen Hygienemaßnahmen eigentlich eine Ansteckung so gut wie ausschließen.
Aber egal, lassen Sie uns auf die Alternative schauen: Online-Gottesdienste! Neben fertig vorproduzierten Formaten und live gestreamten finde ich vor allem Gottesdienste in der Videokonferenz hochinteressant. Denn da kann die Gemeinde sehr leicht beteiligt werden – im Chat oder auch, indem sie selbst etwas ins Mikrofon sagen. Natürlich braucht es da ein paar Sicherheitsmaßnahmen, um nicht Opfer von „Zoom-Bombing“ zu werden, also von Menschen, die solche Versammlungen rein zum Spaß stören. Das kann leider auch ziemlich unangenehm werden.

Aber selbst wenn Sie alle diese Dinge berücksichtigt haben, kann es doch noch sehr spannende Effekte geben. Vaughan Roberts, anglikanischer Priester in der St. Mary’s Church im englischen Warwick, verwandelte sich plötzlich in einen Vertreter der berühmten Blues Brothers. Sonnenbrille, Hut, fertig! Sah eigentlich ziemlich cool aus, muss ich sagen, zusammen mit Stola und allem Drum und Dran. Und der Slogan der Blues Brothers „unterwegs im Auftrag des Herrn“ passt ja auch wunderbar.

Vaughan Roberts, anglikanischer Priester in der St. Mary’s Church im englischen Warwick, mit versehentlich aktiviertem Blues-Brothers-Videofilter

Das Ganze war natürlich nur eines dieser wunderbaren Missgeschicke mit Videofiltern, die beispielsweise einen Anwalt in den USA als Katze erscheinen ließen – nun eben einen Priester als Blues Brother. Seine Frau hatte den Videofilter vorher aktiviert und vergessen, ihn wieder abzuschalten.

Das ist doch eigentlich ein ganz wunderbares Konzept für die vor uns liegende Zeit! Diese Jahr kommt dann der Nikolaus per Videoschalte zu den Kindern und muss sich dafür nicht mal umziehen. Einfach nur Videofilter aktivieren, fertig. Oder dann an Weihnachten als Christkind, mit lockendem Haar, Engelsflügeln und Glockenklang im Hintergrund (OK, letzteres ist streng genommen kein Videofilter). Zeitlich etwas näher ist uns natürlich das Osterfest ... gibt’s eigentlich schon einen Osterhasenfilter?

Der nächste Kinderbibeltag auf Zoom kommt dann ganz ohne irgendwelche Theater-Requisiten aus. Einfach einen Jesus-Filter über den Hauptdarsteller legen, noch einen römische-Soldaten-Filter über jemand anderen, der Zöllner Zachäus kriegt den Blues-Brother-Look, fertig ist die Geschichte.

Und ich, der ich immer wieder mal vergesse, meine Beffchen einzupacken, wünsche mir einfach nur einen Pfarrer-im-Talar-Videofilter. Kann doch nicht so schwer sein. Amen.

 

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