Mitleid für die Rechten

Mitleid für die Rechten
Das „Nürnberger Christkind“ reagierte souverän auf die Anfeindungen von rechts

Ganz ehrlich: Eigentlich war es uns keine Meldung mehr wert, dass die afd mal wieder ihre übliche Taktik angewendet hat: Irgendwas raushauen, was Aufregung erzeugt, und später einen Rückzieher machen und sagen „war ja nicht so gemeint“.

In diesem Fall hatte es Benigna Munsi getroffen, das neue Nürnberger Christkind. Sie ist die Tochter einer deutschen Mutter und, oh je, eines aus Indien stammenden Vaters. Man kann sich ungefähr vorstellen, was für seltsame Äußerungen da von ganz rechtsaußen kamen, wir wollen sie hier nicht wiederholen. Eher schon die Schlagzeile, mit der die Satireseite „Der Postillon“ diesen Unsinn auf den Punkt brachte: „AfD und NPD in Aufruhr: Bibel macht unehelichen dunkelhäutigen Juden zum Christkind“ Denn genau das ist es ja: Jesus war sicher nicht weiß, blond und möglicherweise sogar noch deutsch. Er war noch nicht mal Christ. Und eine Frau war er  übrigens auch nicht. Die Darstellerin des „Nürnberger Christkinds“ zu verunglimpfen, weil sie etwas anders aussieht als die meisten hier lebenden Menschen, zeugt von grober Unkenntnis allen dessen, was den christlichen Glauben ausmacht. 
Schon 2002, als die Spanierin Marisa Sanchez zum Christkind gewählt wurde, hatte es Proteste gegeben – doch sie verbreiteten sich noch nicht derart übers Internet, wie das heute möglich ist.  

Diesmal dagegen wurde der entsprechende Post im Netz auf rechten Seiten rauf und runter geteilt, der Widerspruch blieb aber auch nicht aus. Und dieser Widerspruch lässt doch noch hoffen: Über Benigna Munsi brach ein regelrechter „Lovestorm“ herein. Unzählige Menschen kommentierten, wie sehr sie sich freuen, dass ausgerechnet die 17jährige Schülerin mit dem wirklich auffallend strahlenden Lächeln das „Gesicht“ Nürnbergs sein soll.
Presseartikel, Kommentare und Stellungnahmen überschlugen sich, so dass die Stadt Nürnberg sogar am Sonntag zu einer Pressekonferenz einlud. Selbstverständlich verurteilte Oberbürgermeister Ulrich Maly die völlig unbegründete Hetze. Doch die beste Aussage kam vom Christkind selbst:
„Mir tun Menschen mit solchen Ansichten leid.“

Vielleicht ist genau das ein Weg, mit der Hetze und Ausgrenzung umzugehen: Diesen hasserfüllten Menschen mit Mitleid zu begegnen. Das heißt ja auch: Ihnen trotz allem positive Gefühle entgegenzubringen. Ob Hass und Abneigung so überwunden werden können? Es ist zumindest ein Ansatz. Was hätte wohl Jesus getan? Ich glaube, Benigna Munsi ist mit ihrer Aussage da schon sehr nahe dran. Ein wahres Christkind eben. Darum schon heute: Frohe Weihnachten!

weitere Blogs

Regenbogengottesdienst  in Adventszeit
Ein Gedicht zum Heiligen Abend aus queerer Perspektive nicht nur für queere Christ:innen.
Warum Weihnachten hinter einer Mauer liegt und was sie überwinden kann.
G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.