Kopp: "Kirche ist die Hoffnungsagentur"

Christian Kopp
Armin Weigel/dpa
Christian Kopp, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Bayerische Landeskirche
Kopp: "Kirche ist die Hoffnungsagentur"
Beim Festakt zu "100 Jahre Staatskirchenvertrag" in der Allerheiligen Hofkirche München bezeichnete Christian Kopp die vergangenen hundert Jahre als "lange und erfüllte Zeit". Auch zum jüngsten Konflikt sagte er einige Worte. Söder hatte die Kirchen für deren Kritik an den Unions-Plänen in der Asyldebatte heftig kritisiert.

Diese Zeit gebe Anlass zur Dankbarkeit, sagte der bayerische Landesbischof am Montagabend (17. März). Die Frage, die Kirchen wie Staat gleichermaßen beschäftigte, laute: "Was dient den Menschen?" Kopp verwies in seinem Grußwort darauf, dass die bayerische Landeskirche "seit langer Zeit vieles" bewirke, zum Beispiel in der Seelsorge, im Sozialen, der Demokratiebildung oder der Werteerziehung. Auch künftig wolle man einen Beitrag "zum Staatsziel Gemeinwohl" leisten: "Wir sind den Segnungen des Friedens, der Menschlichkeit und dem Recht dauerhaft verpflichtet", sagte der Theologe.

Die bayerische Landeskirche sei "sehr dankbar" für alle Unterstützung seitens staatlicher Stellen und Verantwortlichen in den vergangenen 100 Jahren. Kopp dankte dem Ministerpräsidenten explizit für die "vertrauensvolle, verlässliche und wertschätzende Zusammenarbeit". Das sei "ein Geben und ein Nehmen", sagte der Landesbischof. Manchmal gebe es unterschiedliche Vorstellungen davon, was die Kirchen oder der Staat zu tun oder zu sagen haben. "Aber das gehört dazu zu einer gewachsenen Beziehung und das halten wir gut aus", sagte Kopp.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte die Kirchen kurz vor der Bundestagswahl im Februar für deren Kritik an den Unions-Plänen in der Asyldebatte heftig kritisiert. Die Kirchen sollten sich mehr um "christliche Themen" kümmern und nicht vergessen, welche Partei sie unterstütze, sagte der CSU-Chef damals.

Kopp erklärte, dass die Kirchen wie andere Institutionen unter Veränderungsdruck stünden und "im Zeitalter der Globalisierung, der Digitalisierung und der Individualisierung" das Vertrauen in sie leide. Dagegen stemmten sich in der bayerischen Landeskirche ehren- und hauptamtliche Menschen, "die die Botschaft von der Liebe Gottes, die uns selbst zu liebevollen Menschen macht, zu den Menschen tragen". Die lutherische Kirche sei "die Hoffnungsagentur für die Menschen in Bayern", erläuterte Kopp.

Den Empfang in der Allerheiligen Hofkirche hatte der Freistaat ausgerichtet. Neben dem Ministerpräsidenten, der auch die Festrede hielt, nahmen daran etliche Kabinettsmitglieder, Landtagsabgeordnete, Landräte und Oberbürgermeister teil, ebenso wie das Präsidium der evangelischen Landessynode, Mitglieder des Landeskirchenrats und die Präsidentin der bayerischen Diakonie.

 

Am 19. Dezember 1924 hatte die Landessynode der damaligen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern rechts des Rheins dem Vertrag mit dem Freistaat zugestimmt - am 25. Januar 1925 folgte schließlich auch die Zustimmung der Synode der Vereinigten Protestantisch-Evangelisch-Christlichen Kirche der Pfalz. Der Vertrag zwischen Freistaat und Landeskirche diente als Vorbild für später geschlossene Kirchenverträge, weil er erstmals nicht nur die finanziellen Leistungen des Staates an die Kirche, sondern die Beziehungen zwischen Staat und Kirche umfassend regelte.