Und jetzt? Was Lustiges?

Und jetzt? Was Lustiges?
Was schreiben in diesen Tagen? Ein fröhlicher Beitrag ist irgendwie fehl am Platz. Oder doch nicht?

Gut eine Woche ist der Putschversuch in der Türkei her. Der Messerangriff in einem Nahverkehrszug gerade mal 50 Kilometer von mir entfernt auch. Vor zwei Tagen nun dieser Amoklauf in München. So viele Menschen wie noch nie weltweit sind auf der Flucht. Die Meldungen von Attentaten in fernen Ländern gehören schon fast zu so einer Art Grundrauschen. Entsetzliche Nachrichten. Überall. Ich will sie gar nicht alle aufzählen.

Eigentlich wollte ich dieses Wochenende hier im Blog mal wieder was richtig Lustiges schreiben. Nur: Das geht gerade irgendwie nicht. Und das ist eine Situation, die im Lauf des letzten Jahres schon mehrfach vorgekommen ist. Die allgemeine Weltlage stülpt sich auch über diesen Blog. Sorgt dafür, dass Beiträge nicht geschrieben werden, weil sie gerade unpassend sind – oder dass sie manchmal eine Meldung kommentieren, die schon einen Monat zurückliegt, weil es damals nicht passend erschien.

Wir sollen uns von den Attentätern nicht das Leben vermiesen lassen, sagen alle, und natürlich haben sie Recht: Wenn wir nun in Angst, Trauer und Sicherheitsdenken verfallen, hat unsere offene, bunte, demokratische Gesellschaft schon verloren. Dennoch will es mir nicht gelingen, so froh und unbeschwert zu schreiben wie sonst meistens. Die Trauer sitzt zu tief: Über die vielen Toten und Verletzten, über die Menschen, die Angehörige verloren haben. Aber auch die Trauer über diese fehlgeleiteten Attentäter und Amokläufer, die von irgend jemandem eingeredet bekamen, ihre Tat wäre großartig und sie kämen dafür in den Himmel oder sonst etwas. (Womit die Taten in keiner Weise gerechtfertigt werden sollen.)

„Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“: Dieses bekannte Gedicht von Hanns-Dieter Hüsch ist für mich so etwas wie ein Lebensmotto. Christen, glaube ich, sollte man daran erkennen, dass sie nicht griesgrämig durchs Leben laufen, sondern eine gewisse, nennen wir es mal: Grundfröhlichkeit verbreiten. Denn unsere Botschaft ist eine frohe Botschaft: Gott nimmt uns an, so wie wir sind. Mit unseren guten und den schlechten Seiten. Und auch mit den dunklen Seiten in uns. Mit unserer Trauer, unserer Angst, unserem Versagen.

In dem Entsetzen über die Nachrichten der letzten Tage hilft so eine Aussage aber nicht allzu viel. Einer trauernden Mutter, einem trauernden Vater zu sagen: „Gott hält dich aber in der Hand“, ist zwar aus meiner Sicht durchaus richtig, aber wird wohl kaum bei diesem Menschen ankommen.

Was dann? Vielleicht das: Gemeinschaft anbieten. Gemeinsam trauern. Gemeinsam spüren: Das Leben ist nicht zu Ende. Es geht weiter. Es gibt Hoffnung. Wir sind Protestleute gegen den Tod, hat Christoph Blumhardt vor über 100 Jahren geschrieben.

Darum bleibe ich dabei: Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Gott nahm in meine Hände seine Zeit. Auch bei Hüsch ist es nicht nur Friede Freude Eierkuchen: Auch in seinem Gedicht ist Platz für unser Elend, für unsere Verzagtheit. Aber sie hat nicht das letzte Wort. Der letzte Vers in seinem Gedicht lautet: „Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt.“

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