Piepelbeutel

Piepelbeutel
Berchtesgaden - Fotolia
Der Klingelbeutel hat ausgedient. Auch in den Kirchen zahlt man jetzt - mit Karte.

Klassische Situation in jedem Gottesdienst: Fast überall geht er herum, der Klingelbeutel. Meist beim Lied nach der Predigt. Auf jeden Fall immer dann, wenn man gerade gar nicht darauf vorbereitet ist und zum ersten Mal überhaupt richtig intensiv gedanklich in den Text des Liedes eingetaucht ist. Plötzlich: Stups! Klingeling! Der, äh, Nachbar hat sich immerhin über die zwei leeren Bänke gebeugt, um diesen schon leicht abgestoßen aussehenden Beutel am Stiel weiterzureichen. Unten dran eine Klingel, damit auch ja jeder weiß, dass es jetzt gilt, etwas zu spenden. Und seien es nur 20 Cent. Oder ein Knopf. Oder vielleicht eine Erbse.

Doch die Zukunft des Geldes ist eine andere. Schon spekuliert das Handelsblatt ganz offiziell über die Abschaffung des Bargelds. Wo soll das alles nur hinführen? Was stecken wir dann in den gottesdienstlichen Klingelbeutel? Müssen wir jedes Mal eine Tüte Erbsen mitnehmen?

Der Twitterer @DasTwitta (dem Sie übrigens UNBEDINGT folgen sollten, nicht weil er so toll ist, sondern einfach weil dieser hier platzierte Aufruf die Bedingung für eine Genehmigung für die Verwendung des Fotos für diesen Blogpost über ... ach, egal. Folgen Sie einfach. Wenn Sie noch gar nicht bei Twitter sind, legen Sie sich ein Konto zu.) weist uns darauf hin, dass manche Gemeinden schon lange in der Zukunft angekommen sind. Hier wird nicht mehr geklingelt, hier wird gepiept! Hier können Sie Ihre Spende mit Karte bezahlen. Sehr praktisch! Nur während eines Liedes sollte man den Kartenterminal vielleicht besser nicht klingelbeutelmäßig herumgehen lassen. So eine Kartenzahlung dauert erfahrungsgemäß im Schnitt dann doch etwas länger, als mal eben den Geldbeutel hervorzukramen und mal eben besagte 20 Cent einzuwerfen.

Am Kiosk kann man nicht mit Karte zahlen. Aber in der Kirche kann man mit Karte spenden: pic.twitter.com/pFVjx3L9EJ

— Das Twitta (@DasTwitta) 28. Februar 2015

Andererseits ist so ein Kartenterminal vermutlich auch ganz hilfreich, um etwas höhere Beträge einzusammeln. Wegen 20 Cent jedenfalls dürfte sich kaum jemand die Mühe machen.

Möglicherweise wäre auch eine Art Kundenkarte denkbar, vielleicht ein Bonussystem? Zehn Mal spenden, ein Gottesdienstbesuch gratis? Ach nein, natürlich dürfen Sie ja auch jederzeit teilnehmen, ohne etwas zu spenden.

Übrigens: Wenn Sie sich nun denken „Ach, das Bistum Köln hat doch Milliarden auf dem Konto“ - das mag sein. Dafür hat es vermutlich auch Milliarden-Verpflichtungen für Gebäudeerhalt, Rentenzahlungen und so weiter. Aber darüber mag ich gar nicht urteilen. Die Gemeinden, in denen ich normalerweise im Gottesdienst sitze und ihnen einen kleinen Obolus in den Klingelbeutel werfe, haben das Geld jedenfalls dringend nötig. Und die Kollekten am Ausgang sind sowieso normalerweise für andere bestimmt. Denn das ist gute christliche Tradition: Für andere zu sammeln, die es nötiger haben. Da gebe ich gerne. Bitte Geheimzahl eingeben. Piep.

 

weitere Blogs

Martinstag ist ein schöner Feiertag: die bunten Lichter im Novembergrau, die Martinsmänner, die Geschichte vom geteilten Mantel.... aber man kann noch viel mehr tun, als dieser Bischof von Tours.
Manche halten sie einfach für Drag Queens, doch die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz sind eine nicht-religiöse Ordensgemeinschaft mit sehr klarem Auftrag. Einblicke aus dem Ordensalltag von Sr. Magdalena.
... darüber dass Schönheit nicht aufhört