Ostern ist schon ein galaktisches Fest. Feuer! Licht! Orgel! Kirchenglocken! Jubel! Gesang! Halleluja! Auferstehung! Die Nacht wird zum Tag. Wenn das kein Grund zur Freude ist, dann weiß ich auch nicht.
Hauptsache, man liest nicht die Bibel. Es sei denn, man hält sich an die ersten Zeuginnen. Alle Evangelisten berichten von ihnen.
Lukas und Matthäus erzählen es so: Als die Frauen aus dem Kreise Jesu zum Grab gehen und sehen, dass der Stein weggewälzt war, gehen sie hinein. Das Grab ist leer. Logisch, Jesus war ja auferstanden. Fürchtet euch nicht!, sagt der Engel. Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Da eilen sie zu den Jüngern, um ihnen davon zu berichten. Doch die Jünger halten ihre Reden für Geschwätz. Sie wollen Beweise.
Eine Schlüsselrolle spielt Maria von Magdalena. Ihr erscheint Jesus zuerst. So steht es bei Johannes und Markus. Auch sie geht zu den Jüngern und verkündet die frohe Botschaft. Und die? Siehe oben. Jesus muss selbst zu ihnen kommen und sie für ihre Verstocktheit tadeln, bevor sie glauben. Sogar die beiden Jünger, die am anderen Tag nach Emmaus gehen, erkennen ihn nicht, obwohl er sich zu ihnen gesellt. Erst am Abend, als er das Brot bricht, werden „ihre Augen aufgetan“.
Wer könnte es den Jüngern verdenken? Sind wir nicht wie sie? Wir wollen an die Auferstehung glauben. Und zweifeln. Wir wollen uns nicht fürchten. Und fürchten uns. Wir wollen nicht verzweifeln. Und verzweifeln, weil die Welt, die wir kennen, unverbesserlich ist. Wir wollen an das Gute glauben. Und können es nicht, weil es jeder Lebenserfahrung widerspricht, egal, wohin man schaut. Wir wollen Ostern feiern. Und haben doch nur unseren Glauben.
Doch was heißt hier "nur"? Der Glaube kann Berge versetzen, wie Jesus uns lehrt, als er sich mal wieder (aufs Schönste) über seine Jünger ärgert: O du ungläubige und verkehrte Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen? Da sagt er: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort! Und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein.
Gerade der Osterglaube kann Berge versetzen.
Ostern ist das Veto gegen den Zweifel.
Ostern ist der Protest gegen die Unverbesserlichkeit der Welt.
Ostern ist der Einspruch gegen die Lebenserfahrung.
Ostern ist die Weigerung, den Glauben aus Mangel an Beweisen zu verwerfen.
Ostern ist das Machtwort gegen den Tod.
Ostern ist das Fest, das uns lehrt, den Frauen zu glauben.
All das ist Ostern.
Ostern wälzt den Stein weg, der uns im Wege ist. Damit das Leben zum Vorschein kommt. – Und uns wird nichts unmöglich sein.
Ja, Ostern ist ein galaktisches Fest. Und glauben zu können wie die ersten Zeuginnen, ein Segen.