Der plastinierte Jesus am Kreuz

Der plastinierte Jesus am Kreuz

 

Für die einen ist die Botschaft vom Kreuz ein Ärgernis, für die anderen ist sie das Evangelium - so fasste Paulus es einmal in Worte. Nicht ahnen konnte er, dass in ferner Zukunft einmal Gunther von Hagens Ego so groß werden würde, dass er einen plastinierten Jesus ans Kreuz nageln würde. Grenzüberschreitung? Sicherlich. Stilvoll? Fraglich.

 

Während sich andere Menschen vor der Ausstellung Körperwelten ekelten, habe ich einstmals die Gelegenheit benutzt um mir das Ganze anzusehen und fand die Ausstellung in der damaligen Form extremst bildend. Unterhaltend auch ab und an auch wenn mir klar war: Das, was da vor mir stand, waren einmal echte Menschen. Es war aber so inszeniert, dass es geschmackvoll und gleichzeitig bildend war: Eine Raucherlunge im Original zu sehen, die Arterien, die den Körper durchziehen, welche Muskeln werden in einer Laufstellung beansprucht - das war sehr eindrucksvoll und erinnerte einen auch daran, wie wunderbar Gott die Schöpfung gestaltete.

 

Jetzt aber ist die Grenze eindeutig überschritten - schon bei der Figur "Der Akt" ging es nicht mehr um die Bildung, hier ging es um den Skandal, um die Aufregung, um die Pose. Hier ging es um das Spektakel, denn der Reiz des Neuen war mit der Ausstellung vorher schon befriedigt, aber immer neue und verwegenere Anreize braucht man ja um in die Medien und in die Schlagzeilen zu kommen. Mit dem plastinierten Jesus ist Gunther von Hagens das bestens geglückt.

 

Dass Jesus Mensch war zeigen uns die verschiedenen Darstellungen des Gekreuzigten seit dem Mittelalter. In dieser Tradition mag sich Gunter von Hagens stellen, allein: Das was er macht ist keine Kunst in dem Sinne. Es ist allenfalls gutes Handwerk, wenn aus mehreren Körpern ein neuer zusammengestellt wird. Mehr nicht. Denn das muss man im Kopf behalten: Was dort am Kreuz hängt waren einmal Menschen. Und so gern ich mir auch die Ausstellung angesehen habe - in der auch schon Showposen drin waren, der Reiter, der Läufer, Körper die Schach spielten - so ist hier eindeutig die Grenze des guten Geschmacks überschritten.

 

Nein, Gunther von Hagens macht dies nicht mehr im Sinne der Aufklärung und der Bildung, auch wenn er sich dahinter gerne versteckt - Gunter von Hagens setzt sich hier bewußt in Szene, lässt sein Ego strahlen, wird natürlich in den Medien entwéder in den Himmel gelobt oder auseinander genommen. So wie hier in diesem Blogbeitrag auch und insofern trage auch ich meinen Teil zum Mythos Hagens bei. Allerdings wäre es auch nicht recht, die Sache nicht zu erwähnen.

 

Nein, es ist nicht Recht wenn die Pose über die Bildung sieht. Nein, es ist nicht Recht wenn das Bestreben Gunther von Hagens die Geheimnisse des Körpers zu enthüllen sich auch auf den Gekreuzigten erstreckt. Nein, es ist nicht Recht, wenn diese Plastination dann auch noch aus mehreren Körpern besteht. Hier ist eindeutig eine Grenze - die des guten Stils und den schönen Geschmacks.

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