Positionierung der Kirchen zu Merz "unangebracht"

Portait des Historikers Andreas Rödder vor einer Bücherwand.
Alex Kraus
Historiker Andreas Rödder
Historiker Rödder
Positionierung der Kirchen zu Merz "unangebracht"
Der Historiker Andreas Rödder hat die Positionierung der Kirchen im Streit um den asylpolitischen Kurs der Unionsparteien als "vollkommen unangebracht" kritisiert.

Ihn störe der "Absolutheitsanspruch, mit dem die Kirchen ihre eigene Position in die politische Debatte einbringen", sagte Rödder der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (11. Februar) und fügte hinzu: "Wer moralisiert, spricht dem anderen die moralische Dignität ab. Das halte ich für politisches Gift."

Rödder, Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und selbst Mitglied der CDU, sagte, "diese Kirchenvertreter" sprächen sicher nicht für die Breite der Gläubigen. Er habe infolge des Statements "wieder einmal darüber nachgedacht, aus der katholischen Kirche auszutreten".

In der Auseinandersetzung um die Asylpolitik hatten sich die Kirchen Ende Januar gegen den Unionskanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) positioniert. Sie schrieben einen Brandbrief an alle Bundestagsabgeordneten mit Ausnahme der Parlamentarier der AfD. Die Fraktionen hätten sich mit der Auflösung der Ampel-Koalition darauf verständigt, keine Abstimmungen herbeizuführen, in der die Stimmen der AfD ausschlaggebend seien, heißt es in dem Schreiben, das von den Leitungen der Berliner Büros der Kirchen, Anne Gidion (evangelisch) und Karl Jüsten (katholisch), unterzeichnet wurde. Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte, dass der Brief nicht unter den katholischen Bischöfen abgestimmt war.

Gut drei Wochen vor der Bundestagswahl hatte es Merz als Chef der Unionsfraktion bewusst in Kauf genommen, dass ein CDU/CSU-Antrag zur Asylpolitik mit AfD-Stimmen im Parlament beschlossen wurde. Zwei Tage später jedoch fand ein Gesetzentwurf zum sogenannten "Zustrombegrenzungsgesetz" keine Mehrheit.