Ein Konzert im den geschätzten Blogleserinnen und -lesern wohl bekannten Neuendettelsau hat mein Leben verändert. Nun ja: Zumindest nachhaltig beeinflusst. Es muss ungefähr 1985 oder 1986 gewesen sein. Ein Liedermacher aus dem Osten, mir bis dato völlig unbekannt, saß allein auf einer Bühne, nur mit seiner Gitarre. Dass er noch eine zweite Gitarre dabei hatte, kommentierte er augenzwinkernd mit „Manche Kollegen fahren ja mit mehreren LKW Material durch die Gegend, da will ich jetzt auch mithalten“.
Seine Lieder: Nachdenklich, fröhlich, mitreißend. Melodien, die ins Ohr gehen. Texte, an denen man noch lange zu kauen hat. Und zwischenrein immer wieder einfache Kinderlieder, zum Teil selbst gedichtet, zum Teil aus anderen Ländern eingedeutscht: Der Popel. Der F-Tsch-Chqu-%&-Wumm-Apparat. Aber auch Lieder wie „Ich kann nicht immer daran denken, dass unsre Welt ein Riss zertrennt“ oder „Wellensittich und Spatzen“. Oder das Titellied seiner ersten LP: „Spar deinen Wein nicht auf für morgen“.
Natürlich habe diese erste Platte von Gerhard Schöne damals sofort gekauft. Begann, die Lieder nachzusingen. Und bis heute berühren mich die Bilder, die Gedanken, die Melodien. Seine neuen Texte zu alten Chorälen. Seine „Vertonungen“ von Fotografien. Die Geschichten von „seltsamen Heiligen“ wie du und ich. Meiner Meinung nach: Einer der größten und vor allem vielseitigsten Dichter unserer Zeit.
Aber warum kriegt er einen eigenen Eintrag hier auf evangelisch.de? Ganz einfach: Weil ich auch die Art schätze, wie er seinen christlichen Glauben „transportiert“. Nicht mit irgendwelchen theoretischen Abhandlungen á la „Jesus Christus ist auch für dich vom Tode auferstanden, also freue dich!“ oder so etwas. Nein: In allem, was er tut, singt, dichtet, spiegelt sich diese Grundhaltung der Achtung vor der Welt, vor jedem Wesen. Der Liebe zur Welt, mit all ihren Fehlern, Macken und Schwächen. Des Engagements für die, die zu wenig haben. Der Fröhlichkeit genauso wie des Zorns über Ungerechtigkeit. So, finde ich, können und müssen wir unseren Glauben weitergeben.
Darin ist er mir ein großes Vorbild. Manchmal habe ich auch ein Lied von ihm in eine Predigt eingebaut – etwa die „blaue Ampel“ oder „lebendig tot“. Nach der Katastrophe von Japan habe ich, mit Erlaubnis seines Verlags natürlich, sein Gedicht „Erdenball“ hier in diesem Blog gepostet. Und unserer Jüngsten wünschten wir zur Taufe die "sieben Gaben, die nicht leicht zu haben sind".
Heute wird Gerhard Schöne 60 Jahre alt. Ich hoffe, wir hören noch sehr oft von ihm.
Zu diesem Anlass ein ganz altes Lied, aus den Achtzigern – und doch mit nur wenigen Aktualisierungen bis heute gültig: „Weil ich Geburtstag hab“.
Gerhard Schöne im Internet: www.gerhardschoene.de und www.buschfunk.com