Spätestens jetzt, Ende September, beginnt wieder die holde Zeit, da in den Supermärkten und -märktinnen kein Durchkommen mehr ist. Strahlende Kinderaugen lechzen aus Einkaufswagenhochsitzen auf die glitzernden, liebevoll hingestapelten, hochwertigen Süßigkeiten in Weihnachtsmannform. In Gold verpackte Schokoladekügelchen beenden extra ihre Sommerpause. Es glitzert allüberall in den Gängen und Regalen. Kleine Lichtchen blitzen lustig hervor. Ja, liebe Leute, kein Zweifel: Weihnachten steht vor der Tür!
Nun schnell, nach der langen Zeit des lebkuchenfreien Darbens, den Einkaufswagen vollgepackt mit den besten Nürnberger oder Aachener Erzeugnissen der Weihnachtsbackkunst. Mit Weihnachtsmännern und Weihnachtsmandeln. Mit Rehen und Zwergen aus Schokolade. Dazu den echt Nürnberger Christkindlesmarkt-Glühwein. Ja, so können wir uns einstimmen auf die stille Zeit. Sie kommet bald. Amen.
Aber ach, die Kinderaugen, sie leuchten gar bald nicht mehr. Nach drei, vier Wochen sind sie der Schokolade überdrüssig. Weihnachtsmann, Nikolaus und Christkind, egal ob aus Schokolade, Marzipan oder Gebäck – sie bleiben liegen. Die neue Playstation wurde auch schon ausgepackt, die erste Ladung Plätzchen verputzt. Doch noch sind zwei Monate hin bis zu jenem magischen Datum, dem 24. Dezember, der Heiligen Nacht. Was tun?
Lasst uns doch einfach schon vorher Weihnachten feiern. Sagen wir, im Oktober. Warum auch nicht? Keiner weiß doch, wann Jesus wirklich geboren wurde. Wir haben das sogar mal getan, vor Jahren – und hatten dann zwei Fernsehteams in unserer kleinen Kirche zum „ersten Weihnachtsgottesdienst des Jahres“. Haben aber auch viel gelernt in unserem damaligen Jugendgottesdienst-Team. Darüber, unter welchen Zwängen die Händler stehen: Wer als erstes kommt, kann mehr verkaufen. Haben für uns selbst gelernt, was Warten bedeuten kann. Wie viel mehr etwas wert sein kann, wenn wir es uns nicht sofort selbst erfüllen können oder wollen – sondern sagen: Alles hat seine Zeit.
Aber trotzdem: Nach zwei Monaten Weihnachtsgetümmel in den Supermärkten könnten wir doch wirklich schon mal feiern. Sagen wir, am 24. Oktober. Da schmecken die Lebkuchen und Plätzchen noch – im Dezember kann die doch keiner mehr sehen. Doch was machen wir dann im Dezember? Vielleicht könnten wir ja bunte Eier in den Baum hängen.
Frohe Ostern!