"Gemeinnützige Kliniken stehen unter besonders hohem Druck", erklärt Rotkreuz-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. Weder verfügten sie über hohe Rücklagen noch erhielten sie von Banken nötige Kredite oder kommunale Zuschüsse von Städten und Landkreisen. Ohne zusätzliche Milliardenhilfen durch die künftige Bundesregierung drohe vielen dieser Kliniken das Aus.
Hasselfeldt warnt, diese Gefahr drohe nicht nur in ländlichen Gegenden, sondern auch für die Versorgung in Krisen- und Katastrophenfällen. Der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sagt, dass das herrschende Krankenhaus-Sterben vor allem Kliniken kirchlicher und sozialer Träger treffe: Er bezifferte ihren Anteil an den Insolvenzen auf 80 Prozent, "obwohl sie insgesamt nur etwa ein Drittel der Klinikstandorte ausmachen".
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa spricht von einer "Gefährdung einer werteorientierten Medizin und Pflege für die Menschen". Konfessionelle Kliniken sterben zu lassen, "ist mehr als Abbruch einer Tradition", vielmehr seien die Häuser "bedarfsnotwendig", sagte sie. Christoph Radbruch vom Deutschen Evangelischen Krankenhausverband erklärt, die Rücklagen vieler Träger seien aufgebraucht.
Kliniken im Südwesten schlagen Alarm
Auch dem Gesundheitssystem in Baden-Württemberg laufen die Kosten davon. Sie verzeichnen für 2025 ein Rekorddefizit von einer Milliarde Euro. Drei von vier Kliniken schreiben laut einer in Stuttgart vorgestellten Blitzumfrage der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) rote Zahlen. Insgesamt summiere sich die Finanzierungslücke der Kliniken in den Jahren 2023 bis 2025 auf über 2,5 Milliarden Euro.
Die Defizite stiegen trotz effizienter Versorgungsstrukturen weiter an, hieß es von der BWKG. Das Land habe bundesweit die wenigsten Krankenhausbetten und -kosten pro Einwohner. Öffentliche Träger wie Städte und Landkreise könnten Finanzlücken aber nur noch durch Kürzungen in anderen Bereichen wie Schulen oder Verkehr decken.
Unvollständige Finanzierung seit 2022
Heiner Scheffold, Vorstandsvorsitzender der BWKG, kritisierte die Bundesregierung: "Die Krankenhausfinanzierung ist kein Almosen, sondern eine gesetzliche Verpflichtung." Die Defizite resultierten vor allem aus unvollständiger Finanzierung der Preissteigerungen seit 2022 und fehlerhaften Berechnungsformeln. Scheffold fordert eine sofortige Erhöhung des Fallwertes um mindestens vier Prozent sowie Rücknahmen "ungerechtfertigter Eingriffe" der Vorgängerregierung.
Der Bund müsse kurzfristig einen strukturellen Inflationsausgleich umsetzen und den Landesbasisfallwert um mindestens vier Prozent erhöhen, so Landkreistagspräsident Joachim Walter. Zudem fordert er einen Abbau der "überbordenden Bürokratie", die Fachkräfte binde und die Personalknappheit verschärfe. Das Land habe bisher vor allem kommunale Mittel in die Investitionsförderung gesteckt, doch nun liege die Verantwortung beim Bund.