Kopflose Mönche und kämpfende Bischöfe - Glaube und Doctor Who

Kopflose Mönche und kämpfende Bischöfe - Glaube und Doctor Who

Ich kenne keine Science-Fiction-Serie, in der so oft auf den Glauben Bezug genommen wird wie in Doctor Who. Ja, natürlich war Glauben auch ein wesentlicher Bestandteil von Battlestar Galactica und in Babylon 5 werden auch Religionen erwähnt - aber irgendwie scheint Doctor Who ein Faible für das Einbetten von religiösen Motiven zu haben.

Nicht nur, dass es Roboter gibt, die wie Engel aussehen - und in einem Weihnachts-Special dann den Doctor emportragen, wobei ich mich immer frage wie sein Kopf das mit den Decken im Raumschiff meistert. Im Finale der dritten Staffel wird zudem offen auf den Mythos des Heilsbringers, des Erlösers angespielt: Martha, ein Begleiter des Doctors, verkündet während ihrer Suche nach der Waffe gegen den Master, einem der Erzgegner des Doctors, die Geschichte des Doctors auf der Welt. Und in einem Akt des Glaubens, der die gesamte Menschheit umfasst, wird dem 10. Doctor tatsächlich eine Art von Aura verliehen, die an einen Heiligenschein heranreicht. Russell T. Davis, der damalige Produzent, scheint ein Faible für religiöse Versatzstücke gehabt zu haben. Was in der vierten Staffel noch unter seiner Regie fortgesetzt wird. (Und schon in der Werwolf-Folge der zweiten Staffel taucht ein Orden von fernöstlichen Mönchen mit Kampfpraxis auf...)

In dem Zweiteiler, in dem das erste Mal River Song auftaucht, "Silence in the Library", opfert sich genau dieser Charakter am Ende auf - um schließlich am Ende der Folgen sich in einer Art Himmel wiederzufinden. Die Seele oder das, was ihr am Nahesten kommt, wird in eine künstliche Umgebung geladen, eine Virtual Reality. Ein Himmel für die, die in der Folge gestorben sind. Unterstrichen wird das bei der ersten Szene, die in dieser VR spielt: Die Kamera senkt sich von oben auf River Song herab, die in einem weißem Kleid und in einem überirdischem Licht erscheint. Engelsassoziationen durchaus erwünscht.

Wobei: Engel treten dann nochmals auf - in Staffel 3 in der Folge "Blink" und in der fünften Staffel. Die Weeping Angels. Eine außeridische Rasse, die sich nur dann fortbewegt, wenn man sie nicht anschaut. Tut man das, werden sie zu Engelsstatuen aus Stein. Quantenwesen. Die im Zweiteiler der fünften Staffel dann passenderweisen von einem Soldatenkorps gejagt werden, die sich aus Klerikern und Mönchen zusammensetzt. Im 51. Jahrhundert hat die Kirche sich definitiv weiterentwickelt, merkt der Doctor an.

Der neue Produzent Steven Moffat scheint jedenfalls auch eine sehr religiöse Ader zu haben, nicht nur dass die Weeping Angels unter seiner Regie wieder auftauchten, in der am Samstag gelaufenen Folge vor der Sommerpause traten die Headless Monks auf. Das mit dem kopflos darf man durchaus wörtlich nehmen, bei der Konvertierung zum Orden wird dieser nämlich tatsächlich - ähm - abgetrennt. Wofür diese Mönche dann allerdings genau stehen oder wie sie dann agieren können wird nicht weiter erklärt. Nur, dass sie offenbar auch nicht so ganz ungeübt im Waffengebrauch sind.

Dabei ist es erstaunlich, dass eine SF-Serie, die eigentlich traditionell für die Familie gemacht ist - Samstag-Abend-Ausstrahlung zur Tea-Time, solche Themen überhaupt aufgreift. Aber da die Serie auch kein Problem mit Homosexualität oder gar Bisexualität hat, erstaunt es auch nicht weiter dass Doctor Who sich im Feld des Glaubens bedient. In erster Linie natürlich zu Unterhaltung, doch so ab und an schimmert doch dann mehr durch. So zum Beispiel wenn in der dritten Staffel ein Kirchenchoral verwendet wird, um Hoffnung auf die Zukunft zu machen. Schade nur, dass die deutschen Fernsehzuschauer nur bis zum Ende der zweiten Staffel gekommen sind - aber okay, eine SF-Serie mit einem Alien, einem Zeit-Raumschiff, mit Engeln und bisexuellen Charakteren - das ist halt nichts für Deutsche. Schade.

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