Auf den Wegen der Gerechtigkeit: We are marching!

Auf den Wegen der Gerechtigkeit: We are marching!

Manchmal fragt man sich ja schon was Übersetzer sich bei diversen Liedtexten so denken. Mittlerweile habe ich mich einigermaßen mit "Morgenlicht leuchtet..." abgefunden - obwohl das bei uns hier merkwürdigerweise gar nicht gesungen wird. (Ja, genau: Cat Stevens "Morning has broken". Steht auch so im EG. Echt.) Kürzlich aber stolperte ich über "We are marching in the light of God"...

Eigentlich ist das ja ganz einfach: Der englische Text ist "We are marching in the light of God." Wir marschieren im Lichte Gottes. Ein Satz. Fertig. Gut ist. Das ließe sich sogar in der ersten Zeile sogar wörtlich so singen, bei der zweiten Zeile müsste man noch etwas umstellen notfalls, aber okay - es ginge einigermaßen. Warum man dann auf deutsch ein wahres Monstrum erschaffen musste, dessen Sinn sich auch nicht unbedingt zum ersten Mal erschließt... Gute Frage.

"Auf den Wegen der Gerechtigkeit lasst uns gehn und Zeichen Gottes sehn - und ins Leben, Leben, oh. Lasst uns gehn und Zeichen Gottes sehn." Ähm ja. Gut. Also das mit dem Marschieren und Gehen, das hat der mir nicht bekannte Übersetzer schon gut erfasst. Der Rest ist ja dann eher so - freie - Interpretation. Zeichen Gottes sehn muss wohl sein, damit es sich irgendwie noch reimt. Was mich dann verwirrt hat und erst nach vielen Nachdenk-Sekunden erfasst wurde: Das mit dem Leben - das gehört - trotz - Bindestrich - also - das gehört tatsächlich zum Verb "gehn".

Womit der Satz, der sicherlich gutgemeint ist und den man auch singen kann, zu einem recht langem Bandwurm wird, den man erst beim Lesen richtig versteht. Ich bezweifel, dass jemand der den nur ein- oder zweimal gesungen richtig erfasst. Schade, dass der deutsche Text so gar nichts mit dem Englischem zu tun hat, denn die Melodie des Ganzen ist trotz der Synkopen - traditionell aus Südafrika vermerkt meine Quelle - mit den Vierteln ja durchaus schon marschierend gemeint.

Zugegeben: Wir Deutschen - marschieren - da ist manchem nicht so ganz wohl bei. Was man sich aber dabei gedacht hat? Da ist mir tatsächlich "Morgenlicht leuchtet" lieber. Das hat wenigstens etwas mit dem englischem Text zu tun. Und falls dazu dann das Orgevorspiel diese wunderbaren Tonartenrückungen wie bei Cat Stevens hinkriegt, dann bin ich sowieso schon versöhnt. "Blackbird has spoken like the first bird..."

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