Die Hupe vom Truck, die macht tut-tuut-tuuut!

Die Hupe vom Truck, die macht tut-tuut-tuuut!
Vorgestern fuhr ich erstmals auf einem Truck beim Christopher Street Day (CSD) in Hamburg mit.

Das wilde Tanzen mit Kopf und Händen entstand spontan, da die Reling bis zur Brust reichte. Die bunten Farben, die jubelnde Menge und die pulsierende Musik schufen eine mitreißende Atmosphäre. Doch dieser Anlass war mehr als ein farbenfrohes Spektakel – er bot Gelegenheit, über die Bedeutung des Mottos "Liebe tut der Seele gut!" nachzudenken.

Ich konnte nicht umhin zu reflektieren, dass unsere Evangelische Kirche gegenüber LGBT+-Menschen Wiedergutmachung leisten muss, da sie in der Vergangenheit diesen Seelen eher geschadet hat. Entschuldigungen von Bischöf*innen sind wichtig, jedoch erfordert Wiedergutmachung, konkrete Taten oder eben Tanzen. Die Teilnahme an Veranstaltungen wie dem CSD, die Unterstützung von queeren YouTube-Kanälen und bedeutsame, queerfreundliche Predigten auf großen Bühnen wie dem Kirchentag sind Schritte in die richtige Richtung, um Glaubwürdigkeit zu erlangen.

Mitten in der lauten Musik und ausgelassenen Feierlichkeit wurde mir bewusst, wie stolz ich auf unsere Kirche bin. Die Präsenz beim CSD in Hamburg zeigt einen Wandel, den ich vor einigen Jahren für unmöglich gehalten hätte. Die Umwandlung einer Institution, die einst Diskriminierung unterstützte, hin zu einer Förderung von Empowerment und Liebe, ist bemerkenswert.

Der CSD bedeutete mehr als nur einen Umzug: LGBT+-Christ*innen konnten demonstrieren, dass beides, ihre Identität und ihr Glaube, harmonisch zusammenpassen. Die Menschen auf dem Wagen zeigten nicht nur offene Stolz auf ihre queere Identität, sondern auch auf ihren Glauben.

Besonders in einer Zeit, in der Gewalt gegen Minderheiten zunimmt und es wieder akzeptiert wird, queeres Leben abzuwerten und gegen Minderheiten vorzugehen, bietet die Kirche plötzlich einen sicheren Raum, einen safe space. Der Truck verkörperte dies: Ein Ort, an dem alle unbesorgt queer vor Gott sein konnten. Diese Tatsache lässt sich nicht in Zahlen messen, doch die Zahlen sollten nicht unerwähnt bleiben: Allein der ungeschmückte Truck kostete 30.000 Euro. Als ehemalige Dorfpastorin verblüfft mich diese Summe, die von der Nordkirche bereitgestellt wurde.

"Liebe tut der Seele gut!" zu sagen ist eine Sache, aber die Bereitschaft, wirklich etwas Wertvolles zu geben, das über Engagement und persönlichen Einsatz hinausgeht, ist etwas anderes. Diese Liebe tat meiner Seele einfach gut.

Und als sich auf dem Truck zwei Männer das Ja-Wort gaben, spürte ich tatsächlich: Ich muss mich für nichts schämen, ich darf einfach stolz sein, denn Gott liebt mich und meine Kirche erkennt das.

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