Über die Geschichte evangelischer Nonnen

Drei Nonnen sitzen in der Kirche
epd/Daniel Peter
Schwester Ursula Teresa Buske (r.), Priorin und Vorstandsvorsitzende der Kommunität Casteller Ring e.V., Subpriorin Schwester Ellen Reisig (l.) und Schwester Anke Sophia Schmidt (M.) sitzen in der Kirche St. Michael der Kommunität.
75 Jahre Casteller Ring
Über die Geschichte evangelischer Nonnen
Evangelische Nonnen? Ja, die gibt es. Zum Beispiel auf dem Schwanberg am Rand des Steigerwalds. Mit zwei Frauen, die 1950 ein monastisches Leben nach den Regeln des heiligen Benedikts begannen, startete die Geschichte der Communität Casteller Ring.

Vor allem in ihren Anfangsjahren war die evangelische Communität Casteller Ring allerlei Anwürfen ausgesetzt. So manchem Protestanten war diese Spiritualität der Frauen-Gemeinschaft auf dem Schwanberg am Rand des Steigerwalds suspekt. Geradezu "katholisch" sei das alles, hieß es. Und heute? Im 75. Jahr des Frauen-Klosters setzt die bayerische Landeskirche voll auf Spiritualität und bietet ein eigenes Internetportal dazu. "Faszinierend", sagt Priorin Schwester Ursula Buske mit weit geöffneten Augen.

Die Anfänge der evangelischen Frauen-Kommunität reichen in die Jahre des Zweiten Weltkriegs zurück. Aus dem Bund Christlicher Pfadfinderinnen heraus hatte sich "unter dem Druck der Geheimhaltung" eine geistliche Gemeinschaft entwickelt, weiß Buske. Mehrere junge Frauen wollten nach den Regeln des heiligen Benedikts zusammenleben. Maßgeblich waren für sie die drei evangelischen Räte, die Jesus seinen Jüngern gegeben haben soll: Keuschheit, Gehorsam und Armut. Deshalb leben die Schwestern in Gütergemeinschaft.

Am 15. Februar 1950 begannen die beiden Gründerschwestern Christel Schmid und Maria Pfister in Castell am Fuß des Schwanbergs mit dem klösterlichen Leben - also etwa mit den regelmäßigen Stundengebeten. Von den Gründungsmitgliedern lebt inzwischen leider keine mehr, sagt die Priorin, wohl aber ein paar Schwestern aus der Gründungszeit. Was vor 75 Jahren als junges Projekt begonnen hat, ist heute "ein Vier-Generationen-Haushalt" mit knapp 30 Schwestern, allerdings mit einer deutlichen Unwucht in der Alterspyramide.

"Wir wünschen uns natürlich sehr, dass wir auch weiterhin Frauen für unser Lebensmodell begeistern und damit neue Schwestern für uns gewinnen können", sagt die Priorin. Das klingt einerseits nachdenklich, und dann doch zuversichtlich. Doch welche Frau lässt sich heute noch aus freien Stücken auf ein Leben im Kloster ein? "Die Wege zu uns sind sehr individuell", berichtet Subpriorin Ellen Reisig, die seit 1986 zu den Casteller Schwestern gehört. Sie fand über die Jugendarbeit ihrer Gemeinde ins Kloster auf dem Schwanberg.

Den Schwestern auf dem Schwanberg war von Anfang an wichtig, kein Einsiedlerleben zu führen. Sie wollten andere an der Spiritualität, am benediktinischen Ordensleben teilhaben lassen. "Die Gästearbeit ist für uns ein ganz essenzieller Punkt", sagt Priorin Buske. Exerzitien, Stille, Meditation, das alles und noch mehr bietet das Geistliche Zentrum auf dem Schwanberg bereits seit Jahrzehnten an. Seit einiger Zeit treten Kommunität und Geistliches Zentrum unter der neuen gemeinsamen Dachmarke "Evangelisches Kloster Schwanberg" auf.

"Wir haben heute ein anderes Selbstbewusstsein", sagt Schwester Anke Schmidt. Es sei inzwischen "sehr viel selbstverständlicher auch für uns selbst, dass wir als evangelische Benediktinerinnen leben". Deshalb spreche man nun auch "selbstverständlich vom Kloster Schwanberg". Etwas, das noch vor zehn Jahren fast undenkbar gewesen wäre, sagt die Priorin. Damals, Mitte der 2010er-Jahre, steckte die Communität in einer Leitungs- und Sinnkrise. "Krisen zu durchleben, das bedeutet ja oft auch, dass danach etwas klarer wird", erläutert Buske.

"Wir müssen kein Ort für 14-Jährige sein"

Zu diesen Klärungen gehört auch, dass die "Amtskirche" in der Breite das Thema Spiritualität wieder für sich entdeckt hat. Dafür braucht sie besondere Orte, wie den Schwanberg, der schon seit vorchristlicher Zeit als "magischer Ort" gilt. Die Landeskirche stellte zuletzt Kredite für die Modernisierung der Anlage zur Verfügung. Etwas, das viele wegen knapp werdender Gelder und sinkender Mitgliederzahlen der Kirche für unrealistisch hielten. Doch der Schwanberg als evangelischer Ort für Spiritualität überzeugte die Kirchenleitung.

Dabei ist den Schwestern sehr bewusst, dass ihre Angebote keinen spirituellen "Massentourismus" auf dem Berg auslösen werden. "Wir müssen kein Ort für 14-Jährige sein, aber vielleicht treffen wir uns an anderen Punkten des Lebens wieder", sagt Schwester Anke Schmidt. Dabei finden auch viele 14-Jährige hierher, denn zum Kloster gehört ein Jugendhof, eine Art Schullandheim. Viele kommen dort erstmals mit dem Klosterleben in Berührung: "Das macht etwas mit den Jugendlichen. Viele kommen in den Tagen bei uns zur Ruhe."