Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten.
Das Schöne darin. Und das Häßliche.
Schön sind die golden fallenden Blätter. Wie sie in einem Wirbel vor dem grauen Himmel schweben, während ich auf den Bus warte.
Schön ist der Klang der Stimmen in unserer Kapelle im Michaeliskloster an einem Mittwochmorgen. Eine betet und andere Stimmen folgen ihr. Wiederholen, summen, variieren. Dazwischen der Ton einer Zimbel. Dann wieder Worte. Minutenlanges Gebet aus Tönen. Unabgesprochen, ungeplant. In diesem Moment entstanden.
Schön bist du, Heilige Geistkraft.
Häßlich ist, was ich lese in den Kommentaren in der christlichen Filterbubble:
Jemand, der sich selbst als antifaschistischen bekennenden Christen versteht, nennt einen meiner Freunde umgeben von „Speichelleckern“ und unterstellt ihm Sympathien für rechtsextreme Überzeugungen.
Jemand, der sich in seinem Profil „konservativ“ nennt, verhöhnt den Körper meiner Kollegin. Und findet anscheinend auch nichts weiter dabei, dass andere in Kommentaren über sie sagen, die Bibel wolle ihre Steinigung.
Beide sind Männer. Beide sind Christen. Beide haben in ihrem Facebook-Profilbild den arabischen Buchstaben „Nun“ - ein Solidaritätszeichen mit den vom IS verfolgten und ermordeten Christ*innen. Beide sind nur zwei von sehr vielen - jedenfalls kommt es mir derzeit so vor.
Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten und traurig, müde und ratlos sein.
Wochenaufgabe (für mich, zuallererst für mich):
Suche einen Laubbaum.
Hör zu, wie seine Blätter fallen.
Stell dir vor, sie fallen auf das Häßliche in deiner Welt. Das Häßliche in der Kirche. Auf die Bosheit. Kleinherzigkeit. Die in sich verkrümmten Menschen.
Laß dein Hören ein Gebet sein.
Denk daran: Du bist umgeben von Gnade.