Und was ist mit den Frauen?

Und was ist mit den Frauen?
feministischer Rosenkranz
©Katharina Payk
Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare trotz Verbot des Vatikans. Stark! Und wie wäre es nun mal mit geweihten Priesterinnen?

Heftige Proteste gegen das römisch-katholische Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften erlebten wir in diesem Monat. Unter den Hashtags #liebegewinnt und #mehrsegen etwa haben sich Mitte Mai zahlreiche Priester, Bischöfe und andere Theolog_innen zusammengeschlossen, um einerseits ihren Protest gegen das Schreiben „Responsum ad dubium“ vom Vatikan auszudrücken und andererseits selbstbewusst Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare zu feiern. Aktionen in diesem Ausmaß, die sich für die Akzeptanz von Lesben und Schwulen einsetzen, hat es so noch nie in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche gegeben. Ich feiere den Mut und die Entschlossenheit, den die katholischen Geschwister und Kolleg_innen bzw. hier: Kollegen aufbringen. Für mich als Kämpferin für die Rechte von LGBTIQ ist dies Grund zu Freude und Solidarität. Denn bisher ist unklar, wie „Rom“ reagieren wird, außer dass man momentan die Aufrührer in ihre Schranken weist und versucht, von oben durch den „synodalen Weg“ zu disziplinieren.

Viele Medien unterstützten mit Berichten und Kommentaren die innerkirchlichen Proteste; auch ich als evangelische Theologin wurde zum Thema befragt. Neben meiner Freude über diesen Aufbruch der heteronormativen Strukturen der r.-k. Kirche spürte ich aber immer mehr auch Wut aufkommen. Denn einerseits: Nun also bewegen sich die katholischen Kollegen endlich! Sie trauen sich echt was! Wow! Proteste namhafter Geistlicher – wunderbar! Sie möchten keinen Unterschied mehr machen zwischen hetero und homo. Toll! Sie sind entschieden, auch gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Finde ich super!

Doch andererseits der bittere Beigeschmack– und das soll mehr ein UND als ein ABER sein!: Warum gab es solche radikaltheologischen Aktionen wie segnen gegen den Willen des Papstes nicht in Bezug auf die Frauenordination, in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen, trotz Maria 2.0 etwa? Die Frage, die in meinem Kopf immer größer wird: Ist es vielleicht weniger gefährlich, ein schwules Paar zu segnen als eine Frau als gleichwertige Kollegin zu haben? Dann fällt mir der zynische, aber treffende Kommentar eines schwulen katholischen Priester-Kollegen von vor ein paar Jahren wieder ein: „Katharina, die Frauenordination werden wir nicht mehr erleben. Was haben denn die Männer davon? Schwule zu akzeptieren wäre durchaus sinnvoll in diesem Männerclub, den Zölibat abzuschaffen ebenso. Aber Frauen – da könnte ja alles anders werden!“

In diesem Sinne sollte weder der Kampf für LGBTIQ in den Kirchen schon wieder zu Ende sein, noch der Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter vergessen werden. Am besten geht beides Hand in Hand!

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