„Haben Sie im März 2020 noch Termine frei?“, lese ich die Anfrage in meinem Mailfach und muss schmunzeln. Gute Frage. Hab ich das? Weiß ich das? Einen Kalender für dieses Jahr, das ähnlich abstrakt und nach Zukunft klingt wie die Jahrtausendwende vor 18 Jahren, habe ich noch nicht. Erst recht habe ich keine Gewissheit, was dann sein wird. Und so könnte ich antworten: „Keine Ahnung. Ganz ehrlich. Ich weiß es nicht. Denn vielleicht bin ich 2020 Mutter. Oder Witwe. Oder Tante. Oder tot.“
Doch stattdessen gebe ich eine Zusage. Sage „Ja“ und „Gern“ und „Danke für die Einladung“ und schreibe auf einen Zettel ein Datum im März 2020. Obwohl ich nicht weiß, ob es mich dann noch gibt und wenn es mich noch gibt, was mich dann gerade beschäftigen wird. Ob ich stille oder trauere. Ob ich voller Freude bin oder wortlos und leer. Ob es Krieg gibt oder Frieden. Ob die Welt noch so sein wird, wie wir sie heute kennen. Und welche Relevanz es dann haben wird, dass es da diesen Zettel gibt, auf dem ein Datum im März 2020 geschrieben steht.
Trotz all dieser Möglichkeiten und Widrigkeiten sage ich: Ja. Und merke: Das tue ich auch in anderen Situationen. Wenn es wirklich drauf ankommt, wenn eine Antwort von mir verlangt wird, eine Entscheidung, eine Haltung, die echte Auswirkungen aufs Leben hat, dann sage ich "Ja". Ja, ich glaube. Ja, ich werde. Ja, ich will. Obwohl es tausend andere Optionen gäbe: Gegenbeweise, Fragen, Zweifel, Unsicherheiten, Herausforderungen, Skepsis.
Trotzdem sage ich immer wieder „Ja“. Manchmal bleibt dieses „Ja“ ohne Satzzeichen. Ist weder Frage noch Ausruf. Denn meist setzt ohnehin ein anderer als ich sein Zeichen. Ich habe nur mein „Ja“. Es ist wie eine Einladung. Ins Leben hineingesprochen.
Ich glaube, das ist Leben nach "Prinzip Hoffnung". Eine letzte Gewissheit habe ich nie, eine Ahnung öfter, eine Hoffnung immer. Manchmal ist sie senfkornklein. Doch mein „Ja“ lässt sie wachsen. Meist weit über mich selbst hinaus.