Neulich war einer dieser Tage, die wohl jedes Leben kennt. Alles ging schief. Die Milch im Kaffee flockte. Gerade unter die Dusche gestiegen, klingelte der Paketbote – „Leider haben wir sie nicht angetroffen. Ihr Paket wird in die nächste Filiale gebracht.“ Das Fahrrad hatte einen Platten. Der Steuerbescheid ließ schlucken. Das Kichererbsencurry zum Mittag machte Bauchschmerzen. Die Mail war voller Forderungen. Die Kassiererin hatte schlechte Laune. Die Kommentarspalte quoll über vor Hass.
Es war einer dieser Tage, die wohl jedes Leben kennt. Eigentlich ist alles gut, das Wesentliche gesichert, sogar mehr als das. Und doch ist da dieses Gefühl: Heute ist einfach nicht mein Tag.
Und man könnte sich jetzt im Bett verkriechen. Oder sich fürchterlich empören. Das Fahrrad in die Ecke treten, den Steuerbescheid zerreißen, die Kassiererin anmotzen.
Oder man könnte diesen Tag ans schwarze Brett des Lebens hängen. Mit großen Eddingbuchstaben versehen: „Zu verschenken“. Denn vielleicht ist es nicht mein Tag, aber der von jemand anderem. Und dieser jemand wäre an diesem Tag mit guter Laune aufgewacht. Beschenkt. Mit Milchschaum auf Kaffee. Mit einer hoffnungsvollen Diagnose. Mit Rückenwind beim Radfahren. Mit einer langersehnten Zusage. Mit Kusshänden von Kindergartenkindern. Beschenkt von einem weiteren Tag Leben.
Und vielleicht würde die Hand, die diesen Tag verschenkte, ihn in andere Hände legte, nun leer werden und zugleich gefüllt. Mit einem neuen Reichtum. Einer neuen Perspektive. Einer neuen Offenheit. Gnädig mit sich selbst und mit anderen. Versöhnlich mit dem eigenen Sein oder Nichtsein. Anerkennend, dass verschenkt nicht verloren bedeutet. Im Gegenteil.
Vielleicht hätte dieser Tag am Ende doch mindestens zwei Menschen reich gemacht.