Meine Mutter schickt mir per What’s-App ein Bild von ihren Füßen im Liegestuhl. Die Nägel dunkelrot lackiert. Vor einem himmelblauen Hintergrund. Ihre Füße sind Grüße. Aus dem Urlaub, den sie alleine macht. Nur ein paar Tage lang und doch sehr besonders. Für sie ein Experiment und ein großer Wunsch: Mal alleine sein. Nicht, weil sie ihre Liebsten nicht liebt und nicht gern in Gemeinschaft lebt. Sondern weil sie mal Rückzug ohne Rücksicht braucht. Zeit mit sich selbst. Zeit für sich selbst. Leben in ihrem ureigensten Rhythmus.
Vor Ort fühlt sie sich schnell angekommen. Aber bis sie auch bei sich selbst angekommen ist, dafür braucht sie eine Weile. Denn da ist plötzlich Raum, der gefüllt werden will. Platz für Fragen, Sorgen und Gedanken. Man hat sich eben immer selbst dabei. „Was will ich und was brauche ich eigentlich?“, fragt sie sich. Und macht sich erst mal einen Kaffee.
Jesus schickt mir keine What`s-App-Nachricht. Seine Message empfange ich trotzdem. Ich lese von ihm, der ebenfalls allein reist. In die Wüste. 40 Tage und 40 Nächte. Vom Geist geführt. Vom Teufel verführt. Denn da ist plötzlich Raum, der gefüllt werden will. Hunger, Durst. Fragen, Sorgen und Gedanken. Und es dauert eine Weile, bis Jesus ankommt. Bei sich selbst. Bis er weiß, was er will und was er braucht. Bis er den Teufel in die Wüste schickt.
Es braucht Abstand. Und Zeit. Fastenzeit. Zwischenzeit. Stille, um auf die Stimme lauschen zu können, die in einem selbst leise flüstert. Ruhe, um den eigenen Atem zu spüren. Er schafft die Verbindung zum eigenen Rhythmus. Geduld, um aushalten zu können: Manches wird sich erst finden. Alles hat seine Zeit. Und dann, nach einer Weile füllt sich der Raum, der da ist. Mit Besinnung und Begegnung. Manchmal beginnt sie mit Kaffee.