Gerhard Ludwig Kardinal Müller ist der emeritierte Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre. Er galt als enger Vertrauter Benedikts XVI. Innerhalb der katholischen Kirche ist er dem konservativen Flügel zuzurechnen. Sowohl in seiner Zeit als Bischof von Regensburg, als auch während seiner Tätigkeit an der römischen Kurie, war er mit starker Kritik konfrontiert. Auch sein Umgang mit dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche ist höchst umstritten. Papst Franziskus sagte über ihn, nachdem er sich über seine Absetzung als Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre beklagt hatte, "Kardinal Müller ist wie ein Kind."
Rainer Maria Kardinal Woelki, der Erzbischof von Köln, ist mindestens genauso umstritten wie Kardinal Müller. Schon seine Ernennung zum Erzbischof von Köln stieß nicht nur auf positive Resonanz. Der rheinische Katholizismus gilt allgemein als liberal. Dazu passte der konservative Kardinal, der vorher Erzbischof von Berlin war, nicht.
Auch bei ihm gibt es scharfe Kritik am Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs. Nach der Veröffentlichung eines Gutachtens über den sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln bot Kardinal Woelki dem Papst seinen Rücktritt an. Diesen hat der Papst bis zuletzt weder angenommen noch abgelehnt. Damit ist Rainer Maria Woelki angeschlagen und wird mutmaßlich nicht in ein so hohes und öffentliches Amt gewählt werden.
Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, gehörte zum engen Kreis der Vertrauten des verstorbenen Papstes. Franziskus ernannte ihn zum Mitglied der sogenannten K9-Gruppe. Dieses Gremium aus neun Kardinälen beriet den Papst bei den angestrebten Reformen der römischen Kurie. Außerdem war er Mitglied des vatikanischen Wirtschaftssekretariats und seit 2014 dessen Kardinalkoordinator. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (von 2014 bis 2020) war er maßgeblich in den Umgang der deutschen Bischöfe mit dem Missbrauchsskandal involviert. Außerdem leitete er den Synodalen Weg ein und stand ihm bis 2020 als einer der Präsidenten vor. Dieser Reformprozess der Katholiken in Deutschland wurde in der Weltkirche aber zumeist negativ beurteilt. Das gilt auch für Papst Franziskus, der sagte: "Es gibt in Deutschland eine sehr gute evangelische Kirche. Wir brauchen nicht zwei."
Als Bischof von Trier und auch in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising wurde Kardinal Marx für seinen Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs kritisiert. Daher bot er dem Papst im Mai 2021 seinen Rücktritt an, den der Papst aber nicht angenommen hat.
Alle diese Punkte in den Viten der deutschen wahlberechtigten Kardinäle lassen vermuten, dass es am Ende des kommenden Konklaves keinen deutschen Papst geben wird.