Manchmal zitiere ich in meinen Predigten Star Trek. Oder Star Wars, ich bin da nicht wählerisch, und die Botschaft der Zitate ist nahezu die gleiche. William T. Riker, Erster Offizier auf der USS Enterprise (NCC-1701-D und E), sagt es in einer Folge, deren Name mir leider entfallen ist, zu einem übermächtig erscheinenden Geistwesen: „Furcht ist der Name des Gegners, des einzigen Gegners“.
Und in Star Wars (wie gesagt, ich bin da im Gegensatz zu vielen Hardcore-Fans nicht wählerisch) spricht der weise Yoda in Episode 1 die folgenden Sätze zu Anakin Skywalker: „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“ Eine regelrechte Prophezeiung, denn Anakins Furcht wird es sein, die ihn später zum dunklen Darth Vader werden lässt, dessen Röcheln wohl selbst Nicht-Star Wars-Fans kennen dürften.
Was für weise Sätze. Und fast biblisch noch dazu. Denn überall lesen wir diese eine Aufforderung: Fürchtet euch nicht! Die Engel in der Weihnachtsgeschichte sagen es. In den Psalmen steht es. Bei den Propheten. Ach, überall. Fürchte dich nicht! Hab keine Angst!
Im Augenblick wird in der Politik an vielen Stellen sehr gerne mit der Angst hantiert. Gerne mit einer unbestimmten Angst – vor den Fremden, vor Veränderung, vor Erneuerung, vor „den Sozialisten“ (Trump), den Grünen, den Wärmepumpen und und und.
Und ja: Wie recht hat Yoda. Angst führt zu Hass. Auch das sehen wir in unserem Land und auf der ganzen Welt. Und dieser Hass – er führt zu Ausgrenzung. Zu Pogromen. Zu Kriegen. Zu unermesslichem Leid. Wir haben es erlebt in Europa, damals vor ungefähr 80 Jahren, das unermessliche Leid. Wir sollten es doch besser wissen, wo dieser Weg hinführt.
Wenn wir an den Anfang einer Begegnung kein „Fürchte dich!“ stellen würden, sondern ein „Fürchte dich nicht!“ – wie anders könnte das alles werden. Ja, natürlich gibt es Menschen, die gefährlich sind. Menschen, die schon randvoll mit Hass sind, Hass auf alle, die anders sind als sie selbst. So wie der Attentäter vor wenigen Tagen in Solingen. So wie auch manche, die sich Christ:innen nennen, auf Menschen, die anders sind und anders denken. Müssen wir nun vor allem Angst haben, die aus fremden Ländern zu uns kommen? Die meisten von ihnen fliehen doch gerade vor solchen Extremisten. Ja, da ist der Staat gefragt, für unsere Sicherheit zu sorgen, so gut es geht. Aber auch wir sind gefragt, auf die in unserer Nachbarschaft zuzugehen, die sonst ausgeschlossen werden, die am Rand stehen, die nicht dazuzugehören scheinen.
Fürchte dich nicht! Ja, das klingt blauäugig. Aber es ist genau das, was unser Christentum ausmacht. Paulus schreibt es in Röm 12,21 so: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Vielleicht wäre diese Botschaft genau das, was wir in dieser furchtsamen, emotional aufgeladenen Zeit auch in der Politik brauchen. Nicht die Furcht und den Hass und dann das Leid stärken. Sondern die Zuwendung, die Liebe, die Verantwortung füreinander. Das Gute. Das gilt in unserem persönlichen Umfeld genauso wie bei den Wahlen, die nun anstehen, in unserem Land und in anderen: Wähle ich die, die immer nur Angst schüren? Oder lieber die, die versuchen, einen guten Weg für alle zu finden?
Fürchte dich nicht. Denn Furcht führt zu Hass. Und Hass führt zu unermesslichem Leid.