Ukraine ist weltweit größter Waffenimporteur

Cpl Nathan Tanuku/Mod/PA Media/dpa
Ein gelenkter Mehrfachraketenwerfer (GMLRS, präzisionsgelenkte Boden-Boden-Rakete) beim Abschuss.
Liste der Waffenimporteure
Ukraine ist weltweit größter Waffenimporteur
Vor drei Jahren hat Russland seinen Angriff auf die ganze Ukraine gestartet - mit Folgen auch für den globalen Waffenhandel, wie das Sipri-Institut zeigt. Erstmals steht die Ukraine auf Platz eins der Liste der größten Importeure.

Die Ukraine ist laut Daten des Friedensforschungsinstituts Sipri zum weltweit größten Importeur von Waffen geworden. Zwischen 2020 und 2024 gingen 8,8 Prozent der weltweiten Waffenlieferungen in die Ukraine - überwiegend als Militärhilfe in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg, den seit Februar 2022 geführt wird, wie aus dem am Montag veröffentlichten Sipri-Bericht zum globalen Waffenhandel hervorgeht.

Im vergangenen Jahr lag die Ukraine noch auf Platz vier der Liste. Zu den größten Empfängern von Waffenlieferungen zählen des Weiteren Indien, Katar, Saudi-Arabien und Pakistan.

Für die Ukraine waren die USA zuletzt der mit Abstand wichtigste Waffenlieferant. So lag der Anteil der Vereinigten Staaten an den Einfuhren des von Russland angegriffenen Landes laut Sipri im Berichtszeitraum bei 45 Prozent, gefolgt von Deutschland (12 Prozent) und Polen (11 Prozent). Mindestens 35 Staaten hätten nach der russischen Invasion Waffen in die Ukraine geliefert, heißt es in der Analyse.

Der Bericht des international renommierten Instituts erscheint jährlich und bezieht sich jeweils auf die vergangenen fünf Jahre. Aus den aktuellen Daten geht auch hervor, dass die Waffenimporte der europäischen Staaten 2020 bis 2024 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 bis 2019 um 155 Prozent gestiegen sind. Hintergrund sei der Ukraine-Krieg und die Ungewissheit über die zukünftige US-Außenpolitik, hieß es.

Aufrüstung in Europa deutlich

Die neuen Zahlen spiegelten eindeutig die Aufrüstung wider, "die in den europäischen Staaten als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland stattfindet", sagte Mathew George, Programmdirektor des Sipri-Programms für Waffentransfers. Allerdings heben die Fachleute in dem Bericht zugleich hervor, dass das Volumen des weltweiten Waffenhandels insgesamt konstant geblieben sei, weil andere Regionen sehr viel weniger importiert hätten.

Der weltweit größte Lieferant von Waffen insgesamt bleiben die USA. 43 Prozent - also fast die Hälfte - der globalen Exporte kamen von 2020 bis 2024 laut Sipri aus den Vereinigten Staaten. An zweiter Stelle steht Frankreich mit einem Anteil von 9,6 Prozent. Russlands Waffenlieferungen haben den Daten zufolge im Vergleich zum Zeitraum 2015 bis 2019 um 64 Prozent abgenommen. Dennoch steht das Land mit einem Anteil von 7,8 Prozent am globalen Waffenhandel auf Platz drei der größten Exporteure. Russische Waffen gingen vor allem an Indien, China und Kasachstan.

Die Sipri-Fachleute machen auch die große Bedeutung von US-Waffenlieferungen für die europäischen Nato-Staaten deutlich. 64 Prozent der Waffenimporte an die europäischen Mitglieder des Verteidigungsbündnisses kamen demnach im Berichtszeitraum aus den USA. In den Jahren 2015 bis 2019 habe der Anteil noch bei 52 Prozent gelegen. Zwar hätten die europäischen Nato-Mitglieder unter anderem angesichts der Erfahrungen während der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump Schritte unternommen, um die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren, sagte Sipri-Forscher Pieter Wezeman. Aber die transatlantischen Waffenlieferungen seien "tief verwurzelt".

Deutschland belegt in der Sipri-Liste der größten Waffenexporteure mit einem Anteil von 5,6 Prozent Platz fünf, knapp hinter China (5,9 Prozent). Italien ist in der Liste von Platz zehn auf Platz sechs vorgerückt. Die italienischen Exporte gehen größtenteils nach Katar, Ägypten und Kuwait.
Das Friedensforschungsinstitut Sipri veröffentlicht regelmäßig Berichte zum Waffenhandel, den Geschäften von Rüstungsunternehmen sowie Analysen zu regionalen Konflikten. Sitz ist in Stockholm.