Danke für deinen Dienst, Bruder!
Kann es ein schöneres Datum für einen Christenmenschen geben als Ostern, um zu sterben? Alle Welt singt von der Auferstehung und freut sich am Leben, und an diesem Tag stirbt der Papst und darf sich auf den Auferstandenen freuen. Ich bin sicher, dass Franziskus gerade liebevoll in die Arme genommen wird. Nicht weil er ein so besonderes Amt innehatte, nicht weil er es auf besondere Art ausgefüllt hat, sondern weil er von der Liebe Gottes zutiefst überzeugt und ergriffen war. In dieser Hinsicht bin ich Franziskus von Herzen dankbar. Er hat ein sehr gutes Zeugnis davon gegeben, was Gottes Liebe in einem Menschen bewegen kann und soll.
Für mich als evangelischer Pfarrer ist ein Papst mir gleichzeitig recht fern. Er ist nicht mein Vorgesetzter. Er ist das Oberhaupt einer Kirche, der ich nicht angehöre. Dennoch: Als Führungsfigur der größten christlichen Kirche hat Franziskus die mediale Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, geschickt genutzt und das oft für gute Sachen. Er hat sich ausgesprochen deutlich für benachteiligte Menschen eingesetzt. Besonders sein Engagement für Menschen, die ihre Länder verlassen müssen und in anderen Ländern Heimat suchen, hat mich für ihn eingenommen. Hier hat Franziskus niemals nachgelassen. Auch für sein deutliches Auftreten gegen ungebremsten Kapitalismus und für den Klimaschutz hat er meinen tiefen Respekt.
Wie gesagt, ich schaue mit meinen protestantischen Augen auf das, was Franziskus tat. Und dann seufze ich nicht nur in Trauer über seinen Tod, sondern auch darüber, dass ich mir an manchen Stellen mehr von seiner Amtszeit erhofft hätte. Für einiges war Franziskus nicht selbst verantwortlich. Doch in Sachen Ökumene blieb er zumindest hinter meinen Erwartungen zurück. Ein Mensch, der so genau wusste, wie wichtig symbolische Auftritte an bestimmten Orten sind, hätte die Einladung zum 500. Reformationsjubiläum 2017 annehmen sollen. Was das Thema Frauenordination angeht, war Franziskus leider zeitlebens nicht bereit, sich zu bewegen oder das Thema überhaupt zu diskutieren. Hier hat er sich auch gegen Strömungen seiner eigenen Kirche durchgesetzt.
Aber nun ist Trauer dran, mitten in der Osterzeit. Wir nehmen Abschied von einem Mann, der Paläste verschmähte, Gefängnisse besuchte, Putin verstehen wollte und einige Verhütungsmittel befürwortete. Ich sage Danke für deinen Dienst an der Kirche, Bruder! Gott schenke dir das ewige Leben!