Silly Vester

Rechtschreibung
Silly Vester
Jedes Jahr am 31.12. die gleiche Rechtschreibdiskussion. Wir klären das jetzt ein für allemal.

Von drauß von Facebook komm ich her, ich muss euch sagen, es diskutieret sehr. Allüberall von den Timeline-Spitzen sah ich Rechtschreibdiskussionen blitzen.

Nun ja, so ähnlich. So verlässlich wie die Frage nach dem Böllerverbot (dieses Jahr halbwegs abschließend geklärt) kommt auch immer wieder die Diskussion auf: Heißt es nun Silvester oder Sylvester? Eigentlich ist es ganz einfach: Papst Silvester starb am 31.12.335 nach Christus.

Er ist übrigens der erste Heilige, der nicht das Martyrium erlitt. Allerdings ist sein Gedenktag bis heute innerhalb der weltweiten ökonomischen, nein logischen, nein menischen Kirche umstritten: Die griechisch- und die bulgarisch-orthodoxe Kirche gedenkt seiner am 2. Januar, die russisch-orthodoxe erst am 15. Januar. Aber die feiern ja auch Weihnachten einige Tage später als wir. Beginnt dann das neue Jahr dort auch erst später? Und wann feiern eigentlich die Niederlande Syl... äh, Silvester, die die Geschenke schon an Nickolaus ferteilen, äh, verteilen? Nebenbei gefragt, wer gibt einer einzelnen Laus den Spitznamen („Nick“) „O“? Das wollen wir aber heute nicht weiter vertiefen.

Auftritt Sylvester Stallone. Der Diabolos, also Durcheinanderwerfer der Buchstaben. Neben einer Katze Sylvester ist er wohl der bekannteste Vertreter der y-Fraktion. Sein Nachname deutet auf eine enge Verbindung zur Weihnachts- und Jahreswechsel-Zeit hin: „Stall one“, also Stall eins. Womit vermutlich das westliche Weihnachtsfest gemeint sein dürfte, im Gegensatz zum später gefeierten Stall zwei in der orthodoxen (übrigens nicht ohrtodoxen) Welt. Dass seine berühmteste Figur Rambo tatsächlich genau so heißt wie einer meiner Pfarrerskollegen (ein sehr feiner, älterer Herr kurz vor dem Ruhestand) bringt die Verwirrung zu einem neuen Höhepunkt. Zumal Actionfiguren im Stall an der Krippe selten sind, aber gerade in Haushalten mit Kindern nicht völlig ausgeschlossen. Auch der ökomänische Rat der Kirchen hat hier noch keine Lösung gefunden. Vielleicht aber sind die Hirten gemeint, denn die tragen ja, zumindest im Westen, des öfteren so silly Westen aus Schaffell (nicht zu verwechseln mit Scheffel, das ist das, worunter man sein Licht nicht stellen soll, wobei in diesem Fall ein Schaffell einen Scheffel rein von der Funktion her auch gut ersetzen könnte).

So reitet nun also der ökomanische Action-Hirtenpfarrer Rambo am 31.12. mit einer silly Weste aus Schafffeell mit abgedecktem Licht Lucky Luke-gleich gen Westen, nein, von Westen nach Osten, um auch im Stall Nummer zwei im Osten die Katze Sylvester aus dem Sack zu lassen. Am 2. Januar macht er in Griechenland und Bulgarien Station, bis er dann am 15. Januar endlich in Russland ankommt und seinen Ruhestand genießt.

Kurz zusammengefasst: Es bleibt kompliziert. Aber der heutige Tag heißt jedenfalls Silvester, selbst wenn Rambo im Fernsehen laufen sollte. Und morgen ist Neujahr. Feiern Sie schön und bleiben Sie gesund.

weitere Blogs

G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.
Heute erscheint der sechste und vorerst letzte Beitrag unserer Themenreihe Polyamorie. Katharina Payk fragt: Wo kommt Polyamorie im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde vor?
Wenn man beim Krippenspiel improvisieren muss, kann man bisweilen mit ganz elementaren Fragen konfrontiert werden...