Manche Filmfiguren werden geradezu zu Legenden. Es gibt Fortsetzungsfilme, Serien, Bücher – und vor allem: Merchandising. Alles mögliche wird da in Plastik dargestellt. Manches ganz legal lizensiert – manches auch, na ja, sagen wir vorsichtig: eher nicht. Nennt man dann „Bootlegs“, recht wörtlich übersetzt: Beine, die gewissermaßen in fremden Stiefeln stehen. Kommt häufig vor, Qualität ist meistens nicht so berauschend, Hauptsache, man hat mit einer fremden Idee ein paar schnelle Euros, Dollars oder welche Währung auch immer gemacht.
Eine der größten Inspirationen für Myriaden von Bootlegianern ist und bleibt wohl das japanische Filmmonster Godzilla. König der Monster, sagen die Fans. 32 japanische und 4 US-Filme, sagt Wikipedia. Höhe über Normal-Monster: Ca. 50 bis 118 Meter, je nach Ausführung und Sonderausstattung. Der erste Film stammt von 1954, aber bis heute geht von diesem Wesen offensichtlich eine gewisse Faszination aus. Auch wenn es im allgemeinen keine Stiefel trägt, gibt es doch so viele „Bootlegs“, dass sogar eine eigene Wiki-Seite existiert, die die diversen Ausformungen der Plastik-Devotionalien aufzählt, abbildet und so gut wie möglich einordnet.
Dass der „King of the Monsters“ es dabei irgendwann auch mit dem „King of the Jews“ zu tun bekommen würde, war angesichts der Masse an Produktionen irgendwie fast zwangsläufig. Eine – heute zeitlich und räumlich nicht mehr zu verortende – Firma namens „Forked Tongue Toys“ (Google übersetzt das mit gezungene Zunge Spielwaren, besser wäre wohl gespaltene Zunge, gemeint ist vor allem die von Schlangen) kam tatsächlich auf die bahnbrechende Idee, beide einfach in eine Tüte zu packen. Noch ein bisschen Kriegsspielzeug dazu (Godzilla braucht ein paar Pänzerchen, um sie durch die Luft schleudern zu können, was Jesus damit machen soll, ist nicht so ganz klar) und natürlich eine US-Flagge, fertig ist die Bootlegtüte zum billigen Verkauf. Legg mich am Boot. Ach ja, natürlich noch der Spruch drauf „King of the Monsters vs. King of the Jews“, also König der Monster gegen König der Juden. Ach ja, die Beschreibung ist auch klasse: „Includes Godzilla (TM), Jesus (TM) and Military Figures!“. Dass Godzilla eine geschützte Marke ist, geben sie sogar zu, haben aber sicherlich für die Lizenz nicht einen Cent bezahlt. Jesus eine geschützte Marke? Ja, das hab ich mir schon oft gewünscht, um manchen seltsamen Behauptungen einfach lizenzrechtlich die Luft rauszulassen. Aber Jesus, na ja, er liebt sie halt alle und lässt sich einfach so kopieren.
Wer bei diesem „Action Set“ gewinnt, bleibt wohl der Spiel-Redaktion in diversen Kinderzimmern überlassen. Ich fürchte, es dürfte meistens eher das Monster sein. Zu bedenken gebe ich aber noch, dass in dieser Zusammenstellung entweder Godzilla maximal 1,80 Meter groß ist oder aber Jesus irgendwas zwischen 50 und 118 Metern, denn beide Figuren sind annähernd gleich groß.
Die mit eingetüteten Plastikpanzer reichen den beiden bis etwas über Knöchelhöhe, auf dem Militärflugzeug könnten sie nicht mal reiten, was eher auf letzteres schließen lässt. Damit wäre Jesus sogar deutlich größer als die bekannte Statue in Rio, die es mit Sockel nur auf 38 Meter bringt, und auch als die Freiheitsstatue, die ebenfalls nur durch ihren Sockel auf knapp 100 Meter kommt. Ohne Sockel mickrige 46,05 Meter.
Schön, so kämpfen also God Zilla und God Jesus Maximus in den Kinderzimmern der Welt um die Vorherrschaft. Schwarz gegen Weiß. Gut gegen Böse. Wir glauben ja, dass am Ende das Gute gewinnt. Aber leider erst ganz am Ende.