Sprache ändert sich ständig. Sehr zum Leidwesen mancher, meist älterer, Sprachpuristen. Neue Formen werden gesucht und gefunden, sich auszudrücken. Was früher total knorke war, ist heute schon cringe.
Und wir in der Kirche? Na klar machen wir da mit. Schauen Sie doch mal, wir haben die Bibelübersetzung Luthers zum 500. Reformationsjubiläum ganz neu aufpoliert und wieder ein bisschen altertümlicher gemacht. Ist doch dufte, oder nicht?
Na gut, wir haben nicht nur die neue Lutherübersetzung, wir haben seit kurzem auch die BasisBibel, und die ist an vielen Stellen wirklich richtig gut und für heute brauchbar. Daneben gibt es auch immer wieder mal Versuche, die Bibel in aktuelle Jugendsprache zu übersetzen – aus meiner Jugendzeit (oder war es erst im Studium?) ist mir „der große Boss“ von Fred Denger in sehr sympathischer Erinnerung. Auch die „Volxbibel“ ist, mit ganz anderem Ansatz, ein Versuch, die alten Botschaften in neuer Sprache rüberzubringen.
Na ja, aber es geht ja nicht nur um die Bibel, sondern auch um deren Umsetzung in das heutige Leben. Also das, was wir gemeinhin „Predigen“ nennen und was der einen besser, dem anderen schlechter gelingt (was aber wiederum auch wieder sehr abhängig von den Zuhörenden ist, die da durchaus unterschiedlicher Meinung sein können.) Wie predigen heute? Wie eine Sprache finden, Bilder finden und Gedanken, die die Menschen wirklich mitnehmen? Vor allem dann, wenn wir – was ja ziemlicher Konsens bei Kirchens zu sein scheint, auch wenn daraus nur selten Konsequenzen gezogen werden – „die Jugend ansprechen“ wollen? Ja sheesh. Wird schnell cringy. Dabei hatte uns doch Paulus schon mit auf den Weg gegeben, dass wir uns unserer Zielgruppe anpassen sollten: „Den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche, den Schwachen ein Schwacher“ (nach 1. Korinther 9, 20ff)
Pastor Lukas Klette aus Lokstedt (Hamburg) hat für sich einen Weg gefunden: Er rappt. Und ehrlich, das ist gar nicht so leicht. Ich hatte damals als recht junger Pfarrer auch mal so einen Versuch gestartet, in einem Jugendgottesdienst. Ja, ich war jung und brauchte den Song, und die örtliche Jugend fand den „Himmelsrap“, den ich noch dazu aus dramaturgischen Gründen im Nikolauskostüm vortrug, auch ziemlich klasse, dufte, cool oder was immer man zu dem Zeitpunkt gerade sagte – während die älteren Gemeindeglieder, die den Gottesdienst fast zahlreicher besuchten als die offizielle Zielgruppe, teilweise ein wenig bedröppelt guckten, was der Herr Pfarrer da schon wieder für komisches Zeug macht.
Lukas Klette dagegen – voll professionell. Hut ab, Kollege. Auf Youtube und Instagram veröffentlichte er (neben seinem Podcast „offenbartcast“) unter dem Titel „Ueberflows“ Rap-Videos zu den Monatssprüchen. Ein Jahr lang jeden Monat eins. Gute Texte, klasse gefilmt, inszeniert, geschnitten. Und, wie es sich gehört, nicht im Weihnachtsmannkostüm, sondern ganz in schwarz. Mit Collar. Sieht super aus. Und brachte ihn sogar ins Fernsehen. Echt wyld, Diggah. Läuft bei dir.