Vernetzte Welt: Nahezu alles läuft heute online. Gespräche über Messenger, das halbe Leben ist auf Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat zu finden. Und die Kirche? Diskutiert, ob es möglich ist, auf WhatsApp zu kommunizieren. Mit guten Gründen des Datenschutzes, natürlich – aber inzwischen dreht sich das Leben eben ohne uns weiter. Selbst ein kirchlich entwickelter Messenger wird da ins Spiel gebracht. Als würde den irgend jemand nutzen, wenn es ihn gäbe.
Natürlich tun sich große Konzerne auch deutlich leichter, mal ein paar Millionen für eine Software-Entwicklung auszugeben. Da können wir als Kirche kaum auf Augenhöhe mitspielen – oder jedenfalls nur punktuell.
Die Kirche in England jedenfalls hat jetzt keine halben Sachen gemacht: Datenschutz hin oder her – Amazons Alexa hat das Beten gelernt! Egal, ob ein Tischgebet vor dem Essen, ein Gebet des Tages, das Vaterunser oder auch theologische Grundfragen: Alexa wird dank der Digitalabteilung der Kirche von England zum kompetenten Ansprechpartner in Glaubensfragen, jederzeit erreichbar mitten im Wohnzimmer. Natürlich gibt Alexa auch Auskunft über die nächstgelegene Kirche und weitere Fragen rund um Glauben und Kirche. Auch die Konkurrenzprodukte von Google und Apple sollen demnächst diese Fähigkeiten bekommen.
Da sein, wo die Menschen sind: Das heißt mit der neuen Technik: Auch in den Wohnzimmern der Leute. Mitten in ihrem Leben. Ja, auch wenn ich selbst Siri, Google Home und Alexa sehr skeptisch gegenüberstehe: Die Leute nutzen es. Dann sollten wir auch dort sein, unseren Service anbieten, für die Leute da sein. Gerade beim Beten erlebe ich immer wieder eine große Unsicherheit: Kann ich das? Wie soll ich was formulieren? Wenn wir da über das Medium „Alexa“ Hilfe anbieten können – wäre es nicht geradezu sträflich, das zu vernachlässigen?
Es wird uns nie möglich sein, alle Kanäle zu bespielen. Das ist vielleicht auch gar nicht nötig. Da würden wir uns verzetteln. Aber unser Auftrag ist eben: Da sein, wo die Menschen sind. Da sein, wo Fragen nach Glauben und nach Gott aufkommen. Das kann die traditionelle Kneipe und das völlig undigitale Wein- oder Bierfest sein, aber eben auch die neueste Kommunikationstechnik.
Da sein, wo die Menschen sind. Nicht, um diese Menschen „zur Kirche zurückzubringen“. Sondern, um die Kirche zu den Menschen zu bringen. Oder besser gesagt: Nicht die Kirche. Sondern uns, unseren Glauben, unsere Fragen und Antwortversuche. Und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Vielleicht brauche ich doch noch so ein Alexa-Ding.