Es ist nun schon eine ganze Weile her, dass ich meinen ersten Gottesdienstablauf auf dem Kindle gespeichert hatte und mit diesem kleinen, lederumhüllten Teil am Altar und auf der Kanzel stand. Ich berichtete damals darüber, war mir noch nicht hundertprozentig sicher, ob ich das wirklich immer so machen werde. Kurz gesagt: Ja. Es gab seitdem keinen einzigen Gottesdienst mehr, den ich ausgedruckt hätte – mal abgesehen von ein, zwei ökumenischen, wo ich dem Partner doch nicht zumuten wollte, mit mir in meinen Kindle zu gucken.
Ein großer Nachteil blieb aber die ganze Zeit: Das Ding ist doch arg klein. Für Text perfekt – aber die gesungenen liturgischen Stücke, derer wir in Bayern doch so einige haben, sind nicht so ganz zufriedenstellend darstellbar auf so einem kleinen Ding. Zum Glück kann ich die sowieso alle weitgehend auswendig und brauche nur hin und wieder eine kleine Gedächtnisstütze.
Also: Die alte Kindle-Dokumentvorlage (kleiner schwarzer Rand, zwecks Größenbeibehaltung!) von mickrigen 9x11,2cm angepasst auf hypersuperprotziggroße 13,5x20,5cm. Alle Texte reinkopiert, inklusive Liedtexten. Liturgische Stücke aus dem Evangelischen Gesangbuch elektronisch, gar kein Thema. Teilweise auch aus der PDF-Version unserer bayerischen Liturgie.
Nun noch ein paar technische Kleinigkeiten: Das automatische Drehen des Bildschirms abgeschaltet. Display-Ruhezustand auf 30 Minuten Wartezeit eingestellt. Unter „Sicherheit“ die Display-Sperre auf „Finger bewegen“ zurückgestellt, so dass ich kein Muster zeichnen, eine Pin eingeben oder sonstwas musste, sondern nur einmal kurz über den Bildschirm wischen, um die Anzeige wieder zu aktivieren. Das PDF in der Dropbox als „Favorit“ markiert, damit es auch ohne Internetzugang sicher auf dem Nexus vorhanden ist. Getestet, ob ich nicht auch gleichzeitig noch die Predigt mit diesem Gerät aufnehmen kann statt mit dem Handy. (Ja, es geht. Allerdings verschwindet Office Suite immer aus der Liste der aktiven Apps, sobald sie nicht gebraucht wird. Also nach dem Starten der Aufnahme das PDF wieder neu aufrufen. Ging aber ausgezeichnet.)
Ein klein wenig aufgeregt war ich schon vor dem Gottesdienst. Aber was soll ich sagen: Es lief hervorragend. Alles da, wo es sein sollte. Introitus perfekt lesbar. Alles super einsortiert. Aufnahme geklappt. Viele positive Rückmeldungen zur Predigt. So soll es sein, so kann es bleiben. Mach ich wieder so.
Drei ältere Gemeindeglieder, die nach dem Gottesdienst noch herumstanden, habe ich gefragt, ob sie die Technik überhaupt bemerkt haben. Explizit habe ich auch danach gefragt, ob es sie in irgend einer Weise abgelenkt hat, was sie alle verneinten. Hier ihre Reaktionen:
- Also, ich habs nicht gesehen. Aber warum nicht Technik nutzen? Ob Papier oder Elektronik, das ist doch egal.
- Sie sind doch auch bisher schon immer mit so einem elektronischen Teil gekommen. Ach so, das war kleiner. Na, dann ist das hier doch besser. Ja, ist doch in Ordnung, warum sollten Sie das nicht nutzen.
- Ich hab's nur gesehen, als Sie in der Bank saßen und geblättert haben. Aber mich stört das nicht.
Sage noch einer, die Senioren wären fortschrittsfeindlich. Also dann, bis zum nächsten Nexus-Gottesdienst!