Grünes Federvieh

Grünes Federvieh

Ganz ehrlich: Rio 20+ war ein Reinfall, und niemand hatte etwas anderes erwartet. Schöne Absichtserklärungen und nicht viel dahinter. Wir wissen, dass wir die Erde zerstören, auf der wir leben – aber es scheint kaum jemanden zu interessieren.

Die Kirchen haben schon vor vielen Jahren darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, unsere Erde zu bewahren. „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“: Schlagworte, die spätestens seit der Vollversammlung des Weltkirchenrates in Vancouver 1983 in den Köpfen präsent sind. Aber was hat sich schon getan – außer viel Palaver?

Endlich machen Kirchengemeinden Ernst damit, die Schöpfung zu bewahren. Sie fangen an, nachzufragen: Wo verbrauchen wir zu viel? Was können wir anders, besser gestalten? Wo können wir auf Produkte vor Ort zurückgreifen statt auf solche, die dreimal um die Welt transportiert wurden?

Eines der Projekte, die deutschlandweit angegangen werden, ist ein Umweltmanagementsystem für Kirchengemeinden: Der „Grüne Hahn“ - im Süden Deutschlands, wo keiner einen Hahn kennt, dann halt der „Grüne Gockel“. (Zu „griener Giecher“ für die Franken konnten sich die Organisatoren dann wohl doch nicht durchringen.)

Der Grüne Gockel: Schon wieder ein Umweltsiegel. Eines, für das eine Gemeinde eine Menge aufbringen muss. Die Gemeinde, in der ich wohne (aber nicht Pfarrer bin), hat dieses Siegel vor zwei Wochen erhalten. Zwei Jahre lang haben sie dafür jeden Stein umgedreht. Die Temperaturkurve in der Kirche aufgezeichnet und analysiert. Seit Jahren schadhafte Fenster im Kirchendachboden entdeckt, durch die die warme Luft entwich. Beleuchtungskonzepte und Heizstrategien entwickelt und vieles mehr. Manches davon war natürlich auch nicht kostenlos zu haben, aber die Investitionen zahlen sich auch finanziell aus: 1800 Euro spart die Gemeinde jährlich an Energiekosten.

Nicht alle Entscheidungen werden von der ganzen Gemeinde wirklich akzeptiert. Vielen ist es im Winter in der Kirche zu kalt, auch im Gemeindehaus könnte für manchen die Heizung etwas höher gestellt sein. Vielleicht wird die eine oder andere Entscheidung nochmal revidiert werden – oder aber es ist noch mehr Überzeugungsarbeit zu leisten. Aber wer, wenn nicht wir Christen, sollte denn anfangen damit, es ernst zu nehmen: Die Bewahrung der Schöpfung?

33 Gemeinden in Bayern haben dieses Siegel bereits. Viele weitere sind auf dem Weg. Wie ist's bei Ihnen? 

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