Ach, das Abendmahl und die Ökumene. Wie schön wäre es, wenn das so einfach gehen würde zwischen uns Protestanten und den Katholiken. (Ja, Ökumene ist noch viel mehr als evangelisch-katholisch, aber lassen wir's für heute mal dabei.)
Stellen Sie sich doch mal vor: Eine engagierte Protestantin und ein überzeugter Katholik heiraten. Ja, so etwas gibt es immer wieder mal. Und weil es ihnen wirklich etwas bedeutet, wollen sie gerne in ihrem Traugottesdienst auch Abendmahl feiern. Wohl wissend, dass die eine Hälfte der Gäste katholisch ist, die andere evangelisch, und die Katholiken zwar von den Evangelischen gerne eingeladen werden, aber eigentlich gar nicht dürfen (was, streng logisch betrachtet, auch wieder seltsam ist, denn wenn das evangelische Abendmahl keine Eucharistie ist, warum sollen Katholiken dann nicht ein Stück Brot und einen Schluck Wein zu sich nehmen dürfen? Aber lassen wir das...)
####LINKS####Nun ja, die Trauung war rein evangelisch, ohne Beteiligung eines katholischen Pfarrers. Da kann man das mit dem Abendmahl dann schon machen. Und weil das Brautpaar (Name von der Redaktion geändert) ja kirchlich engagiert ist, übernehmen die beiden auch die Austeilung der Hostien. Mit großem Ernst und großer Freude. Alles wunderbar. Eine würdige Abendmahlsfeier.
Gäbe es da nicht Unterschiede in den Traditionen, an die offensichtlich keiner gedacht hatte, und die erst nach und nach zum Vorschein treten. Ganz klar: Die Evangelischen sind es gewohnt, im Halbkreis zu stehen, gemeinsam zu beginnen und nach einem Segen gemeinsam wieder auf ihre Plätze zu gehen. Die Katholiken dagegen kennen meist eher die Wandelkommunion, wo jeder und jede gleich nach dem Empfang von Brot (und manchmal auch Wein) wieder zurückgeht.
Zunächst sieht alles ganz normal aus. Die ersten Gäste kommen nach vorne, bilden einen Halbkreis um den Altar. Die Braut beginnt links, der Bräutigam rechts mit der Austeilung, in der Mitte treffen sie sich. Eine Pfarrerin und ein Pfarrer kommen mit den Kelchen hinterher. Doch während die Evangelischen (linke Seite) auf den Segen für die ganze Gruppe warten, geschieht rechts etwas Seltsames: Die ersten laufen weg, kaum dass sie den Wein zu sich genommen haben! Und noch während links der Wein weiter ausgeteilt wird, strömen rechts Neue nach, die augenblicklich vom (katholischen) Bräutigam mit Brot versorgt werden. Der Pfarrer schaut etwas verwirrt, läuft aber hinterher, damit diese auch noch Wein bekommen. Und schon sind sie wieder weg, die Ablösung strömt nach, während der Pfarrer für die erste Austeilungsgruppe den Segen spricht.
Nun wird es richtig bunt: Die zweite evangelische Gruppe nimmt ihre Plätze im Halbkreis ein, während der Bräutigam jedem, der gerade kommt, fleißig, mit großem Ernst und ohne jeden Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns, sofort eine Oblate in die Hand drückt.
Die ersten Evangelischen in den Bänken werden unruhig. Sie befürchten, gar nicht mehr an die Reihe zu kommen, wenn das Durcheinander da vorne so weitergeht. Die letzten vier Bänke strömen nach vorne, während die ersten Katholiken sich ihren Weg durch die Masse auf ihre Bänke bahnen. Auch Protestanten fangen nun an, die leeren Plätze wieder aufzufüllen. Der Pfarrer resigniert und läuft achselzuckend einfach dem Bräutigam hinterher, damit wenigstens jeder Brot und Wein bekommt. Zwischendurch, wenn sie meint, es wäre mal wieder an der Zeit, spricht die Pfarrerin mal wieder einen Segen. (Gut, sie hat es leichter, sie hat die geordnetere Seite der evangelischen Braut).
Doch trotz allen Durcheinanders – das Schöne ist: Es ist und bleibt eine würdige, ernste und bei allem Ernst fröhliche gemeinsame Feier des Abendmahls. Bei aller Unklarheit in der äußeren Form bleibt es klar: Wir gehören zusammen. Brot und Wein verbinden uns. „Christi Leib, für dich gegeben“ und „Christi Blut, für dich vergossen.“ Auch wenn unsere Traditionen manchmal unterschiedlich sind, unser Verständnis des Abendmahls ein anderes ist. Am Tisch Jesu sind wir alle willkommen.
Können wir gerne wieder mal so feiern. Amen.