Wer im WDR die Lange Fassung der Stunksitzung verfolgt wird auf eine Szene warten, die im letzten Jahr schon Aufsehen erregte. In einem Sketch mit Segways tritt Jesus persönlich mit dem Kreuz auf - mit diesem technischem Hilfsmittel wäre der Weg zur Kreuzigung, so der Sketch, wesentlich einfacher verlaufen. Der WDR hat diese Szene allerdings geschnitten. Zu Recht?
Merkwürdigerweise hat der WDR kein Problem damit, wenn die Stunksitzung erklärt, der Unterschied zwischen Kardinal M. und Teroristen sei der, dass letztere Sympathisanten hätten. Im Sketch selbst ist auch die Szene mit den betenden Mönchen nicht gestrichen worden. Nur bei Jesus auf dem Segway hörts dann auf. Das verletzt die Grenzen der Satire, das sei nicht mehr geschmackvoll und würde die Gläubigen beleidigen - es sei mit dem Programmgrundsatz des WDR so nicht vereinbar.
Es ist schade, dass die Szene geschnitten worden ist, denn so ist man bei der Beurteilung ob diese Szene nun geschmackvoll oder eher nicht ist auf das angewiesen, was man aus der Presse herausliest. Und wenn ich mir das so ansehe was die Presse berichtet finde ich einen rollenden Jesus nicht so dramatisch geschmacklos. Grenzwertig vielleicht, aber ob man die Szene wirklich schneiden musste?
Nun: Im Hintergrund der Szene läuft "Always look on the bright side of life" - die Macher der Stunksitzung argumentieren, das ordne die Szene klar als Zitat aus "Life of Brian" - "Das Leben des Brian" ein. Und: Die Szene selbst dauert wohl nur 20 Sekunden an sich. Was nicht unbedingt ein Argument dafür ist, diese Szene zu mögen. Doch wer sich zur Stunksitzung begibt wird mit Satire rechnen müssen und dass Satire desöfteren auch hart an der Grenze des Geschmacks agiert sollte man dann in Kauf nehmen. Wobei: Gerade WENN man in die Stunksitzung geht, sollte man wissen, dass es da halt nicht mit Wattebäuschchen geworfen wird bis einer blutet.
Ob der WDR nun zu Recht oder zu Unrecht auch in der Langfassung die Szene weggelassen hat ist letzten Endes nicht leicht zu beantworten: Einerseits beruft sich der WDR auf seine Programmgrundsätze, ebenso wird die Stunksitzung genauso gewußt haben wie die Szene wirken wird. Andererseits ist die alte Frage, was Satire nun darf und was nicht in der Vergangenheit des öfteren erst vor Gericht geregelt worden - die Freiheit der Kunst, die Stunksitzung ist eher Kabarett und damit Kleinkunst, im Fernsehen einzuschränken ist allerdings auch kritisch zu sehen. Vermutlich gibts auf diese Frage mal wieder keine richtige Antwort. Kunst und Satire ist Geschmackssache. Jedes Einzelnen.