Die politischen Entscheidungen aus dem Weißen Haus würden in einer Geschwindigkeit getroffen, dass er kaum noch hinterherkomme. "Es ist eine Schockstarre, man kommt nicht mehr zur Ruhe. Oft erkenne ich mein eigenes Land nicht wieder." Dennoch unterstreicht er die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Demokratie: "Wir haben auch die erste Trump-Regierung überstanden."
Myers engagiert sich bei den "Democrats Abroad", einer amerikanischen Organisation für Demokraten, die im Ausland leben. Während Trump und seine Administration Europa mit harscher Rhetorik begegnen, sieht der Pfarrer im Ruhestand die langfristigen Bündnisse nicht gefährdet. "Diese egoistische 'America-First'-Mentalität ist nicht ur-amerikanisch. Das sind nicht unsere Werte." Auch in konservativen Republikaner-Kreisen gebe es viele, die sich mit dem politischen Stil nicht identifizieren können. "Respekt und Anstand sind verloren gegangen. Die Vorführung Selenskyjs im Weißen Haus am vergangenen Freitag - das ist nicht unser Stil."
Die Forderung, dass Europa sicherheitspolitisch eigenständiger werden müsse, hält er zwar für berechtigt, aber die Art der Kommunikation sei destruktiv und schade dem transatlantischen Verhältnis. Auch innerhalb der Demokratischen Partei sieht er Herausforderungen. Die dröhnende Stille prominenter Parteimitglieder zu den aktuellen Entwicklungen enttäusche ihn. "Die Demokraten müssen sich neu erfinden. Es gibt eine Selbstzufriedenheit an der Spitze - aber das Land braucht Antworten", sagte Myers. Seine Partei sei für die Probleme der Abgehängten in den USA zu lange taub gewesen.
Dennoch zeigt sich Myers zuversichtlich und verweist auf die Stärke lokaler Strukturen in den USA und die starke Zivilgemeinschaft. Seine Hoffnung zieht er auch aus seinem Glauben: "In der Bibel gibt es zahlreiche Beispiele für schlechte Regierungen und inkompetente Könige. Aber Gott entfaltet seinen Plan weiter. Das tröstet mich."