Es gibt Sätze, die sich in das Gedächtnis der Welt brennen werden. Der Satz der Kanzlerin aus ihrem Pressestatement zum Tod Osama bin Ladens gehört zweifellos dazu: "Ich bin heute erst einmal hier, um zu sagen: Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten." Ein Satz, der aus dem Mund einer Pfarrerstochter und einer Politikerin einer Partei, die immer noch ein C in ihrem Namen hat recht merkwürdig anmutet. Darf man das sagen? Als Christ? Dass man froh darüber ist, dass jemand getötet wurde?
Schwierige Frage, nicht wahr? Es ist nicht so, dass man den Jubel über den Tod bei den Betroffenen, die den 11.09. leibhaftig miterlebt haben und unter dem Terror gelitten haben nicht nachvollziehen könnte. Das ist verständlich. Wenngleich auch die Jubelnachrichten des Tages auch etwas schal anmuten, wenn man bedenkt, dass Osama bin Laden zwar einer der führenden Köpfe des Terror-Netzwerkes gewesen sein mag, andererseits aber noch genügend andere Männer und Frauen in seine Namen aktiv sind. Für diese wird bin Laden ein Märtyrer sein, der für die gerechte Sache gestorben ist - und damit sind weitere Terrorattentate eigentlich schon vorprogrammiert. "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Wäre es nicht weitaus gerechter und besser gewesen, ihn festzunehmen und einem ordentlichem Gerichtsverfahren zu unterziehen? Das wäre nicht die schnellste Lösung gewesen, sicher, aber eventuell die gerechtere?
Schwierige Frage, nicht wahr? Darf ich mich als Christ über den Tod von jemanden freuen? Osama bin Laden ist nicht jemand gewesen, der nach einer langen Krankheit endlich hinübergegangen oder erlöst worden ist, wie man das so nett umschreibt. Osama wurde wohl auch nicht erschossen, als er versuchte sich zu wehren, sondern er wurde sofort und ohne Säumen getötet. Darf ich für das Wohl der Vielen das Wohl des Einzelnen für nichtig erklären? Oder ist es nicht besser, dass einer getötet wird anstelle von Tausenden weiteren? Und was ist mit dem Gebot: "Du sollst nicht töten"?
Schwierige Frage, auf die es so schnell wohl keine allgemeingültige Antwort gibt. Letztendlich muss wohl jeder persönlich entscheiden, wie er damit umgeht. Wer generell Freude über den Tod eines Menschen äußert ist mir jedenfalls zutiefst suspekt. Auch wenn es die Kanzlerin ist, die es eigentlich besser wissen müsste. Ich denke und glaube, dass ich als Christ mich nicht generell über den Tod eines Menschen freuen darf, auch wenn dieser kein Heiliger gewesen ist. Eine gewisse Erleichterung kann ich allerdings durchaus nachvollziehen - doch rein persönlich wäre es mir lieber gewesen, Osama bin Laden wäre der Prozess vor einem ordentlichen Gericht gemacht worden. So bleibt letzten Endes nur ein Ende mit Schrecken - und wer weiß, ob dem nicht dennoch etliche Schrecken nachfolgen werden.