„Der Gottesdienst für Ungläubige, Zweifler und andere gute Christen“ - so lautet der Untertitel einer Gottesdienstform, die sich in den letzten dreißig Jahren, von Finnland kommend, auch in Deutschland ausgebreitet hat. Was heißt ausgebreitet – die ThomasMesse, wie sie sich nennt – nach dem Jünger Thomas, der nicht glauben wollte, dass Jesus vom Tod auferstanden war – hat in Deutschland ganz andere Ausformungen erlebt als die „echte“ Thomasmesse in Helsinki, die nach wie vor jeden Sonntag mindestens 500 Menschen anzieht.
Ich finde diesen Gottesdienst mit seinen offenen Angeboten und seiner starken Betonung des Teamgedankens seit vielen Jahren faszinierend. Doch er hat auch ein Problem: An vielen Orten, nicht allen, sind die Teams in den letzten 30 Jahren nicht gerade jünger geworden. Eine Tatsache, die nun vor allem mir zu schaffen macht.
Beim letzten Netzwerktreffen im November vergangenen Jahres, bei dem einige grundsätzliche organisatorische Veränderungen in der Struktur dieses übergeordneten Netzwerks beschlossen wurden, war der Wunsch groß, sich auch gemeinsam darzustellen und sich über Ideen und Probleme austauschen zu können. Kein Problem, meinte ich. Das sollte mit einer Website hinzukriegen sein. Ist es auch. Unter www.thomasmesse.org ist seit kurzem die neue Website der ThomasMessen online. Sie ist so eingerichtet, dass angemeldete Benutzer selbst ihre örtlichen ThomasMesse-Initiativen eintragen können, die dann vom Webteam nach einer kurzen Überprüfung freigeschaltet werden. Inklusive automatischen Email-Benachrichtigungen und halbjährlichen Erinnunerungsmails „Sind Ihre Daten noch aktuell?“. Mit einer automatisch erstellten Übersichtskarte. Mit einem ausgeklügelten Hilfesystem und Workflow fürs Webteam. Und wasweißichnochalles.
Doch die, die damals so euphorisch waren: „Ja, da können wir uns austauschen! Richte uns doch noch Foren für jedes einzelne Team ein! Und bitte Email-Newsletter und dieses und jenes und den kompletten Web 2.0-Schnickschnack!“ - die, die damals so euphorisch waren, scheitern nun schon an der Benutzerauthentifizierung durch Klick auf einen Link in einer Mail. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich schaue auf niemanden herab, der das nicht kann. Ganz im Gegenteil: Ich finde es bewundernswert, wenn Menschen sich mit für sie neuen Dingen beschäftigen.
Nun treffen also zwei Welten aufeinander: Die Welt der offline lebenden Teams, die sich aber gerne vernetzen möchten und irgendwie ahnen, dass dieses ominöse Internet dafür ganz gut geeignet sein könnte – und die Welt des täglich twitternden Webmasters, für den Reaktionszeiten von 30 Minuten schon lang sind. Zurzeit, eine Woche nachdem die Website offiziell freigeschaltet wurde, sind fünf ThomasMesse-Initiativen eingetragen – davon drei schon in der Testphase von Mitgliedern des Sprecherkreises. Fünf von geschätzten 100 bis 200 deutschlandweit. „Das können wir dann ja auf dem nächsten Netzwerktreffen genauer besprechen, wie das mit dem Eintragen geht“, sagte neulich jemand zu mir. Das nächste Netzwerktreffen ist, ähm, nun ja, im November 2011. Also in ein wenig mehr als 30 Minuten. Bezogen auf die Ewigkeit ist das ja wirklich ein Klacks. 30 Minuten oder ein halbes Jahr – wo ist da der Unterschied? Ob Gott mich zum Webmaster dieser Seite gemacht hat, um mich Geduld zu lehren? Fast kommt es mir so vor.
Also liebe Onliner, die Sie diesen Artikel lesen: Schauen Sie sich doch mal in Ihrer Gegend um, ob Sie eine ThomasMesse entdecken. Aus zwei Gründen: Zum einen, weil es wirklich eine wunderschöne Gottesdienstform ist, die vielleicht auch für Sie ansprechend ist. Zum anderen, weil die Teams vielleicht ein klein wenig Hilfe brauchen, um sich zu vernetzen.
Und, liebe Onliner: Umschauen heißt in diesem Fall wahrscheinlich nicht googeln, sondern mal in den Schaukasten der nächsten Kirchengemeinde zu blicken. Na ja, mit etwas Glück ist ja irgend ein Gemeindebrief im Netz zu finden, in dem die nächste ThomasMesse angekündigt wird.
Ansonsten bitte ich einfach um ein bisschen Geduld. Vielleicht kriegen wir ja bis zum Netzwerktreffen die Zehn noch voll...