Bröt und Boller

Bröt und Boller

Bald ist es wieder soweit. In etwas mehr als 24 Stunden werden 110 Millionen Euro in Deutschland in wenigen Minuten im wahrsten Sinne des Wortes verpulvert. Kritische Stimmen fragen seit Jahren: Muss das sein? Könnte man das Geld nicht sinnvoller anlegen?

„Brot für die Welt“ startete schon vor Jahren die Aktion „Brot statt Böller“ und ruft dazu auf, das Geld lieber in eine gerechtere Welt zu investieren und für Entwicklungsprojekte zu spenden.

Ehrlich: Ich brauch's nicht, das Geböllere. Mal eine Wunderkerze anzünden mit den Kindern, ja, das gerne. Aber mehr auch nicht. Und diese kleinen Kreisel, die sich am Boden drehen, die finde ich lustig. Aber die Gäste unserer traditionellen Silvesterparty bringen schon so einiges mit, so dass wir nachher doch die halbe Mülltonne voll haben mit den Raketenresten und was halt so alles anfällt.

Trotzdem: Dieses „Brot statt Böller“ kommt für mich doch ziemlich moralinsauer daher. Sollen die, die sich an den Silvesterraketen erfreuen, denn jetzt ein schlechtes Gewissen bekommen? „Für den Wert deiner Raketen könnte man ein Schulkind in Nigeria ein Jahr in die Schule schicken“. „Du verpulverst gerade den Monatslohn einer Familie in Uganda.“ Na toll. So macht Silvester sicher Spaß.

Ich glaube, dass beides seinen Platz haben muss: Der Spaß, auch das Geld ausgeben für völlig unnütze Dinge – ob das nun Silvesterknaller sind, das Dritthandy, das 500. Paar Schuhe oder Zierfelgen fürs aufgemotzte Auto. Aber eben daneben das Engagement für eine gerechtere Welt. Sogar der Verzicht auf etwas, was Spaß gemacht hätte, damit andere ein besseres Leben haben können. Ich möchte niemandem vorschreiben, wie er oder sie die Balance zwischen diesen beiden Seiten halten soll. Ich gönne jedem, der's mag, den Spaß mit den Silvesterknallern. Aber ich gönne auch jedem hungernden Menschen seine Mahlzeit. 

Silvester ist die Zeit der guten Vorsätze. Vielleicht nehmen sich ja mit mir noch ein paar Menschen vor, die Welt in 2011 ein bisschen gerechter und menschenwürdiger zu machen. Dann zünde ich vor Freude doch noch ein Feuerwerk an.

Kommen Sie gut ins neue Jahr. 

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