Urlaub! Morgen gehen wir wieder zum Gottesdienst in unsere Lieblings-Gemeinde hier in Ouddorp in den Niederlanden. Die Doopsgezinde Gemeente bietet seit vielen Jahren einen deutschsprachigen Gottesdienst an; davon hatte ich in diesem Blog auch schon einmal berichtet.
Heute möchte ich von der erstaunlichen Geschichte dieser Gemeinde erzählen. Ehrlich gesagt: Ich habe die Angaben jetzt nicht mehr nachgeprüft. Ich beschreibe einfach, was mir Johannes Smink, der Pfarrer dieser Gemeinde, vor einigen Jahren erzählt hat – und wie ich es in Erinnerung behalten habe.
Die Doopsgezinde Gemeente Ouddorp hatte schon seit vielen Jahren keinen Pfarrer mehr. Und wie das so ist: Eine Zeitlang kann eine Gemeinde durchaus ohne Pfarrer auskommen, aber wenn es zu lange dauert, dann wird es doch schwer. So war es irgendwann nur noch ein kleines Häuflein, vielleicht fünf oder zehn Leute, die jeden Sonntag zusammenkamen und sinngemäß beteten: „Lieber Gott, hier sind wir, wenn du noch irgendwas mit uns anfangen willst, dann bitte schnell, sonst gibt’s uns nicht mehr!“
Eines Tages fassten sie Mut, vielleicht den Mut der Verzweiflung, vielleicht war aber auch eine Menge Gottvertrauen dabei. Sie zählten das Geld zusammen, das ihnen zur Verfügung stand. Es reichte so gerade, um das Pfarrhaus zu renovieren und einen Pfarrer für ein Jahr zu bezahlen. Was danach sein sollte, wussten sie nicht – sie wagten einfach den Schritt.
Der neue Pfarrer kam – und war ganz offensichtlich genau der Richtige am richtigen Ort. Bereits nach ungefähr zehn Jahren wurde eine neue Kirche gebaut, mitten im Dorfzentrum. Elegant, zweckmäßig und doch auch stilvoll eingerichtet. Ein Ort zum Wohlfühlen, wo es nach jedem Gottesdienst ein gemeinsames Kaffeetrinken gibt – und seit vielen Jahren schon im Sommer den deutschsprachigen Gottesdienst für die vielen deutschen Urlauber.
Mittlerweile ist zu dem ursprünglichen Kirchengebäude eine Erweiterung hinzugekommen. Genau so groß wie die ursprüngliche Kirche, beherbergt sie ein Jugendzentrum und einen Kindergarten. Die Gemeinde galt lange Zeit als die am schnellsten wachsende christliche Gemeinde Hollands.
Der Pfarrer, der nun 22 Jahre hier gewirkt hat, wird am 1. Advent in den Ruhestand verabschiedet. Der Nachfolger ist schon seit einigen Wochen im Dienst. Die gastfreundliche Atmosphäre ist immer zu spüren, wenn man in diese Gemeinde kommt. Wie gut, dass sie damals so viel Gottvertrauen hatten, den Schritt ins Ungewisse zu wagen.
Foto: Kirche der Doopsgezinde Gemeente, im Hingergrund der Erweiterungsbau. Mit freundlicher Genehmigung der Doopsgezinde Gemeente Ouddorp.