Also eigentlich ist das ja ganz schön mutig. Ja, ich zolle sogar Respekt vor dem, was das Bistum Osnabrück sich da ausgedacht hat: Eine virale Kampagne für die eigene Kirchenwebseite und den Einstieg in das Web2.0. Offenbar hat da jemand die Berichte vom Barcamp Kirche 2.0 aufmerksam verfolgt. Insofern Respekt. Aber!
"Die Kirche ist das erste soziale Netzwerk" behauptet die Videobotschaft - ist das nicht starker Tobak? Reklamieren da die Kollegen nicht etwas für sich, was andere Religionsgesellschaften eigentlich beanspruchen sollten? Wenn die Kirche das erste soziale Netzwerk ist, was ist dann das Judentum von dem sich aus unsere Religion entwickelt hat? Soziales Netzwerk in der Beta-Phase? Sozusagen öffentliches Ausbügeln all der Fehler damit man das Soziale Netzwerk Christentum dann starten kann? Und gibt es nicht noch heute Religionen, die älter sind und immer noch praktiziert werden in der heutigen Zeit, was sind die denn dann? Oder zählen die nicht, weil sie keine Kirchen in dem Sinne sind?
Klar, was das Bistum Osnabrück hier betreibt ist Branding. Das kommt halt mit starken Slogans daher, die einprägsam sein müssen in unserer von Werbung überfüllten Welt, denn im Netz gilt es ja Aufmerksamkeit zu erreigen. Das ist den Kollegen sicherlich gelungen, keine Frage. Beim Start von Evangelisch.de hatten wir hier ja auch sehr diskussionswürdige Slogans, die manches Mal dem Ein oder Anderen dann doch etwas zu weit gingen. Insofern ist den Kollegen zu applaudieren - über sie wird gesprochen. Marketingziel perfekt erreicht, Awareness vorhanden.
Ich würde es ja wirklich begrüßen wenn meine Gemeinde, deren Fan ich bin, mir mal öfters Statusupdates zuschicken würde als nur einmal alle zwei Monate per Briefpost. Noch viel zu wenig Gemeinden haben eine Facebookfanseite, die Kirche ist - ich erinnere mich an die Diskussionen beim Barcamp Kirche 2.0 - noch wirklich ganz am Anfang was Web2.0 betrifft. Aber sind Gemeindemitglieder Follower? Doch eher wohl Mitglieder einer großen weltweiten Facebookseite wenn wir schon mal beim Vergleich bleiben wollen. Wobei das jeder kennt, der eine Anzahl von Gruppen bei Facebook mag - so richtig aktiv ist man da doch nicht,... Also nicht immer. Oder schreiben meine Leser etwas dauernd irgendwas an die Wand ihrer Facebook-Lieblingsgruppen? Eher ist man doch lieber da dann doch etwas passiver...
Nichtsdestotrotz - es ist gut wenn eine solche Aktion etwas Staub aufwirbelt. Etliche meiner Twitter-Follower, Nicht-Kirchler die meisten davon, haben den Link weiterkommunziert, es wurde in den Online-Medien berichtet, Print wird wohl noch folgen - und so schlecht ist die eigentliche Webseite wirklich nicht. Allerdings: Habe ich das richtig verstanden, dass die von jedem Gottesdienst live berichten wollen? Wirklich? Mit dem Smartphone direkt von der Kanzel twittern? Plus Twitterwall hinterm oder neben dem Altar? Und dann so richtig mit Statusupdates bei Facebook? Die Messe als Online-Event? "Verfolgen Sie unsere Statusupdates live vor Ort" - ja, das klingt doch nach Online-Messe, oder?
Ich vermute mal eher, dass das eine Metapher ist, das mit den Statusupdates, komme aber nicht drauf was da gemeint sein könnte. Wie dem auch sei: Ja, natürlich hat das Ganze auch meinen Respekt, weil das Bistum Osnabrück durchaus Web2.0-Features einsetzt - ich hätte mir zwar einen persönlichen Twitteraccount des Bischofs gewünscht, immerhin bloggt der aber. Wobei: DAS Blog. Es ist das Logbuch, nicht der Logbuch...
Die Facebook-Seite verlinkt desöfteren Evangelisch.de-Artikel - ein Plus, ohne Frage ;-) - ist aber noch nicht so weit als dass ich beurteilen könnte ob ich die persönlich in meine gemochten Gruppen aufnehmen würde. Flickr - ja. Nett. Aber: Selbst die Photos im Presseordner haben alle Rechte vorbehalten. Das heißt, ich kann jetzt nicht einfach mal eben hier eins einbinden sondern müsste um Genehmigung bitten das abdrucken zu dürfen obwohl es offensichtlich für die Presse gedacht ist. Hmm. Bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die ihre Bilder dort in die Gruppe laden wenigstens eine Creative-Commons-Lizenz verwenden - obwohl die auch ihre Tücken hat wie man seit dem Mspro-Debakel weiß - aber das Ganze macht es halt einfacher.
Insgesamt also trotz der etwas irritierenden Videobotschaft, die sich nicht verkleinern lässt und immer noch bei mir ruckelt, trotz der Tatsache, dass man die Logos da unten dann leider nicht anklicken kann - schade, "Die 10 Gebote" hätten ja zu einem Auktionsangebot der Bibel führen können, um vielleicht Spenden zu werben für ein Projekt oder die einfach so zu verschenken... Alles in allem ein Schritt in die richtige Richtung.
Na Herr Schneider, wie wäre es denn mal mit einem Blog bei Evangelisch.de?