Gelassenheit, Würde und Respekt auf der einen Seite - Lässigkeit, Lächeln und Weichheit auf der anderen Seite. Auf der einen Seite sitzt Margot Käßmann, auf der anderen Peter Hahne und eigentlich sollte man ja erwarten, dass ein Moderator eines Talks genau Würde, Maß und Respekt besitzt - vor allem Autorität - um sich auch mal mit seinen Gästen zu reiben. Doch wer stilvoll dem Moderator die Schau stiehlt ist in der ersten Sendung - Frau Margot Käßmann.
Ich drücke es auch gerne anders aus: Das Fragen-Drehbuch war für Frank Plasberg, interpretiert wurde es aber von Peter Hahne. Denn da war durchaus die eine oder andere Frage bei, die interessant genug war - unter anderem hätte man vertiefen können wie es war so unter der Pressebelagerung zu stehen, wobei das ZDF ja sicherlich auch seinen Anteil bei hatte - aber wen interessiert denn bitteschön ob Frau Merkel dann auch noch angerufen habe als Käßmann ging? Mich nicht. Die BILD-Kolumnenleser von Hahne eventuell, der übrigens merkwürdigerweise immer "bei ihnen" sagt wenn es um die evangelische Kirche geht. Ach, der ist nicht in der EKD, schießt die Frage bei mir durch den Kopf aber ich bin zu müßig und zu uninteressiert um das zeitgleich mit der Suchmaschine der Wahl nachzuprüfen.
Souverän, aufrecht und gelassen sitzt Frau Käßmann da, die Hände auf der Tischoberfläche. Die etwas penetranten Nachfragen zum Beifahrer blockt sie locker ab, macht klar, warum sie sich für den Rücktritt entschieden hat. Während Hahne auch dann lächelt wenn es nicht angebracht ist, sein zustimmendes "Hmmen" widerspricht seinen Fragen. Da verlieren die Fragen an Brisanz und Brillianz, sie gehen schlichtweg unter. Während Käßmann den Eindruck ganz klar souverän sagt, was sie falsch gemacht hat und dass sie die Verantwortung übernimmt ist Hahne keineswegs Gesprächsführer. Immer wieder versucht er zwar den Eindruck des knallharten Nachfragers zu erwecken, scheitert aber letztendlich. Autorität? Die muss Hahne sich in den nächsten Sendungen definitiv noch erkämpfen und erarbeiten.
Ja, sicherlich waren die Fragen interessant gestellt und Frank Plasberg hätte - bei aller Schärfe - sicherlich auch eine Zutat im Talk gehabt, die Hahne vermissen ließ: Nämlich Respekt. Stattdessen drängt Hahne mit seinen dann doch Boulevard-Fragen vor - um an Käßmann glorios zu scheitern. Irremachen lässt sich diese Frau sicherlich nicht mehr. Unpassend vor allem gegen Ende dann das Kreuzigen und Hosianna schreien. Erstens: Hahne weiß doch sicherlich, dass diese Ereignisse in der Bibel umgekehrt vorkommen - erst Einzug, dann Kreuz. Zweitens hat Frau Käßmann schon vorher klargemacht, dass es in der EKD keine Popstars gibt - und auch keine Heiligenverehrung - deswegen kann es ihr ja auch egal sein ob das Popstarimage nun schwindet oder nicht. Drittens erweist sich Hahne genau an dieser Stelle als inkompetent - man kann die Frage nach der Zukunft durchaus formulieren, sicher auch etwas schärfer. Doch an dieser Stelle bricht das Paradox des Ganzen auf: Hahne kann kein Plasberg sein.
Das muss er auch nicht. Die Sendung wird sicherlich auch nach der Pilotsendung nochmal durchgeschaut werden und das ein oder andere Schräubchen gestellt werden. Aber die Plasberg-Rolle des harten Nachfragers, der auch mal dorthin fragt wo es weh tun könnte - nein, die ist für Peter Hahne nicht gemacht. VIelleicht sollte er sich in Richtung "Fliege" orientieren: Den Focus auf den Menschen legen, auf das was ihn bewegt - ja - etwas Boulevard kann ja durchaus sein, aber dann bitte halt nicht in Verbindung mit investigativem Journalismus. Nach der zweiten und dritten Sendung weiß man dann mehr, der Start aber war definitiv keine Feder in Hahnes Kappe.
Die Kollegen vom Altpapier haben heute schon mal Stimmen zur Sendung gesammelt.
Noch gute sechs Tage kann man sich die Sendung in der Mediathek des ZDF anschauen.