Eigentlich wollte ich heute mal wieder was Lustiges schreiben hier. Aber mir ist nun wirklich nicht danach nach den Meldungen des heutigen Tages. Eigentlich wollte ich auch nichts über Margot Käßmann schreiben, denn das ist an anderer Stelle hier auf dieser Website und anderswo schon zur Genüge und mit wirklich wunderbaren Gedanken getan worden. Doch dann fiel mir ein, wie unser Blog heißt: Stilvoll glauben. Und mir kam der Gedanke: Wenn eine Person des öffentlichen Lebens wirklich Stil gezeigt hat, dann diese: Margot Käßmann.
Immer wieder hörte man diesen Namen, schon bevor sie zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt wurde. Immer wieder machte sie sich einen Namen, weil sie geradlinig sagte, was sie für richtig, für wichtig und für nachdenkenswert hielt. Immer wieder trat sie dafür ein, dass wir als Kirche nicht in unserem „alten“ Denken gefangen bleiben dürfen, dass wir neue Wege gehen sollen, dass wir gewissermaßen unsere Sprache neu erfinden müssen. Und blieb sich dabei selbst treu.
Ob Afghanistan-Einsatz, Babyklappe, Sterbehilfe, oder ganz viele andere Themen: Sie hatte etwas zu sagen. Nicht immer abgewogen, sondern auch mal pointiert, aber – für mich – immer überzeugend. Stilvoll. Ja, so kann man als Christ leben: Sich einmischen in die Welt. Dinge bewegen. Nicht fromm in der Ecke sitzen und die Welt den Politikern überlassen. Aus christlicher Überzeugung dabei sein. Mitten im Leben. Das ist für mich: Stilvoll glauben. Da war und ist sie für mich Vorbild.
Dass sie wegen ihres Fehlers nun zurückgetreten ist: Auch das hatte Stil. Keiner hätte sie gezwungen dazu. Ihr Amt, ihre Autorität hätte einen Knacks bekommen, aber irgendwann wäre das alles vergessen gewesen. So dachten sicher viele, auch ich. Aber sie wollte aufrichtig zu sich selbst sein. Sie hätte eben doch nicht mehr mit dieser moralischen Autorität sprechen können, die sie sich nicht qua Amt, sondern durch ihre Geradlinigkeit und Offenheit verdient hatte, auch bei vielen, die gar nicht zur Kirche gehören. Stilvoll ist sie abgetreten. Ohne Wenn und Aber. Hut ab und danke, Frau Käßmann.