Die CSD-Paraden in Deutschland gehen auf ein Ereignis von 1969 in der Christopher Street in New York zurück. Homosexuelle wehrten sich damals gegen eine Polizei-Razzia. Sie wollten nicht länger ihre Kriminalisierung und Diskriminierung schweigend erdulden. Der Widerstand wurde zum Symbol für eine weltweite Bewegung, die für gleiche Rechte und gegen die Diskriminierung von Homo, Bi- und Transsexuellen eintritt.
"Es gab durchweg positive Reaktionen", berichtet der 33-Jährige. Auf Schwierigkeiten, einen CSD-Gottesdienst durchzuführen, stieß man nicht. Im Gegenteil. "Wir wurden sowohl von der Nikolai-Kirche als auch dem Kirchenkreis und dessen Propst unterstützt." Inzwischen ist der Gottesdienst zum Abschluss zahlreicher CSD-Veranstaltungen schon eine Selbstverständlichkeit geworden. In diesem Jahr wird er von Pastorin Susanne Hansen geleitet. Es ist ihr zweiter CSD-Gottesdienst - "und hoffentlich nicht der letzte", wie sie hinzufügt.
Die gebürtige Flensburgerin hat viele Jahre als Polizeiseelsorgerin gearbeitet und ist seit Januar 2014 wieder Pastorin sowohl für die Kirche Sankt Nikolai in Kiel als auch für die Versöhnungskirchen- sowie Bugenhagengemeinde Neumünster. Der CSD-Gottesdienst, den Pastorin Hansen "unaufgeregte Normalität" in einer offenen Kirche nennt, werde von einem Team aus zwei Männern und zwei Frauen mitgestaltet, die auch den CSD mitorganisieren. Sie hätten die Lieder mitausgesucht, das Thema mitvorbereitet, schrieben Gebete und Texte und eine Spielszene. "Die Besucherinnen und Besucher sind in der Mehrheit Menschen, die dem CSD verbunden sind. Sie werden von uns zu einem Gottesdienst eingeladen, in dem sie mit ihren Lebensthemen besonders vorkommen." Der nachmittägliche Gottesdienst richte sich dabei nicht nach dem Thema des Kirchenjahres-Sonntags, sondern greife das Motto des CSD auf: "Gleich ist nicht gleichgültig!"
Das diesjährige Motto soll, so Daniel Peters von den Organisatoren, einerseits auf eine noch nicht erreichte Gleichstellung, etwa in Sachen Ehe oder Adoptionsrecht, hinweisen. Andererseits werde damit auch die Bedeutung von Solidarität mit anderen Gruppen und Themen betont. "Uns ist nicht gleichgültig, was in unserer Gesellschaft insgesamt vor sich geht." So mache man sich zunehmend Sorgen angesichts erstarkender populistischer Bewegungen, die im Namen "Besorgter Eltern", "Demo für alle" oder "Pegida" daherkämen. Der CSD sei eine Demonstration, dass man sich erkämpfte Rechte und Freiheiten nicht nehmen lasse, aber zugleich auch eine Feier: "Wir feiern uns und die Vielfalt der Menschen."
"Es ist immer", sagt Pastorin Hansen, gefragt, was für sie persönlich das Besondere eines CSD-Gottesdienstes ist, "etwas ganz Berührendes, wenn Menschen 'ihren' Gottesdienst feiern, ihre eigenen Themen, Gedanken, Fragen mitbringen. Solche Gottesdienste sind immer sehr dicht und intensiv. Und ich habe in meinen langen Dienstjahren auch erlebt, wie viel sich in der Akzeptanz von Menschen mit verschiedenen Lebensorientierungen inzwischen getan hat. Ich finde es einfach prima und freue mich darüber."
Infos: Der CSD-Gottesdienst findet am Sonntag, 31. Mai 2015 um 17 Uhr in der Offenen Kirche Sankt Nikolai in Kiel, Alter Markt, statt. Anschließend gibt es Kaffee und Kuchen. Das komplette Programm zum CSD 2015 steht auf der Internetseite des CSD Kiel e.V.