Eurozone hin, Finanzmalaise her - auch in Großbritannien hat, trotz mieser Wirtschaftslage, die Jagd nach Weihnachtsgeschenken begonnen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich hierbei die german christmas markets. Diese stehen auf der krisengebeutelten Insel für deutsche Gemütlichkeit, Liebe zur Tradition und Romantik. Das gilt nicht nur für die größeren Städte wie Birmingham oder Leeds, sondern auch der Weihnachtsmarkt in unserer Nachbarstadt Lincoln in Mittelengland ist ein Pubblikumsmagnet. Regelmäßig muss der Platz rund um die Kathedrale wegen Überfüllung geschlossen werden. Kein Wunder, dass die Billigflüge nach Deutschland im Dezember nicht mehr ganz so billig sind - die Nachfrage durch weihnachtsmarkthungrige Briten treibt die Preise in die Höhe.
Meine englischen Freunde und Bekannten beneiden mich fast ausnahmslos um meine Herkunft, weil ich so qua Geburt in den Genuss von Christkindlmarkt &Co gekommen bin. Ihrer Ansicht nach ist der Weihnachtsmarkt so etwas wie der natürliche Lebensraum der Deutschen. Aber, um die Wahrheit zu sagen: Ich war noch nie ein Fan von Kopfschmerz verursachendem Glühwein, labberigen Bratwürsten und fettigem Gebäck, schon gar nicht bei Außentemperaturen von 4 Grad und Regen, der von vorne kommt.
Und so musste ich dem Mann seinen Wunsch nach einem Bummel über den Weihnachtsmarkt, nach german beer und pretzels leider abschlagen. (Beides gibt es übrigens sowieso viel billiger im hiesigen Supermarkt.) Statt uns durch die Ausünstungen von altem Fett, billigem Fusel und Menschen mit Weihnachtmannmützen auf dem Kopf zu drängeln, werden wir zwecks Geschenkekauf lieber ins Gartencenter gehen. Pflanzenmäßig sind diese um diese Jahrszeit natürlich eher mau ausgestattet, aber im Land der Hobbygärtner dreht sich auch im Winter alles um die Grünanlagen rund ums Haus. Werkzeuge, Blumentöpfe, Samen, Vogelhäuschen und Klappstühle sind beliebte Weihnachtsgeschenke, auch wenn sie saisonmäßig vielleicht nicht ganz passend sind. Letztes Jahr haben wir den Schwiegereltern einen Grill unter den Baum gelegt, wir bekamen im Gegenzug ein Frühbeet. Ein guter Gärtner denkt halt auch im Winter nur an eines...
Und wem das alles zu spießig ist, der kann ja den Anarchos in seiner Familie eine Handgranate schenken: Die mit Wildblumensamen gefüllten Wurfgeschosse aus Ton zerbrechen beim Aufschlag und sollen, ganz im Sinne des Guerilla-Gardening, für Pflanzenvielfalt in tristen Fußgängerzonen, auf Brachflächen und an anderen unerwarteten Orten sorgen. Für eine Weihnachtsüberraschung an Ostern, sozusagen.