Vor Kurzem habe ich an dieser Stelle unsere Gartenvögel der Untreue und der Undankbarkeit bezichtigt. Das war vorschnell und unüberlegt. Denn inzwischen sind sie fast alle wieder da –mitsamt ihrem Nachwuchs. Als erstes landete ein Amselkind auf unserer Terrasse, gefolgt von ein paar flauschig-fluffigen Spatzen, gesprenkelten Grünfinken und Heckenbraunellen und einem jungen Rotkehlchen. Drei weitere Amselkinder aus einer anderen Brut betrachten inzwischen ebenfalls unseren Garten als ihr Zuhause.
Lediglich Woodys Bemühungen um Nachwuchs sind bisher ohne Erfolg geblieben. Offenbar haben er und seine Partnerin die Aussichtslosigkeit ihres Unternehmens eingesehen, vielleicht waren es aber auch der Sperber oder die Krähen, die die beiden Ringeltauben zum Abbruch der Nestbauarbeiten gezwungen haben. Seit einiger Zeit sitzt Woody nun meist allein auf dem Rasen und verteidigt sein Revier gegen andere Tauben. Ein kleiner Spatz zeigt sich allerdings unbeeindruckt von dem im Vergleich riesigen Vogel und wuselt pausenlos um ihn herum, schlüpft unter seinen Schwanzfedern hindurch und pickt ihm die Körner vor dem Schnabel weg –sehr zum Verdruss von Woody, der von dem vorwitzigen Winzling sichtlich irritiert ist, ihn aber nicht zu vertreiben wagt.
Nicht nur der Spatz, auch die Amselkinder müssen inzwischen selbst für sich sorgen, denn die Eltern sammeln schon wieder Nistmaterial und bereiten sich auf die zweite Brut vor. Aber sie haben gut aufgepasst und wissen nun, wie man junge Pflanzentriebe abrupft, ganze Placken aus dem Rasen reißt, weil sich darunter ein Wurm verstecken könnte, die Blumenkübel auf der Terrasse umgräbt, inmitten der gerade ausgesäten Frühlingszwiebeln ein ausgiebiges Staubbad nimmt und auf die Sitzfläche der Gartenbank kackt. Sie haben aber auch gelernt, dass Schnecken lecker sind, deshalb sei ihnen verziehen.
Willkommen in unserem Garten!