Zwei recht warme Tage, der eine davon sogar mit Sonnenschein, haben Farbe in die Gärten gebracht. Bei den Nachbarn links blüht der Forsythien-Busch, rechts sind die Narzissen aufgegangen. Und bei uns treiben die Rosen bereits kleine Blättchen aus –höchste Zeit, sich um sie zu kümmern.
Die Hamburger Deerns waren zum Glück schon zurückgeschnitten, als sie hier ankamen. Zum Glück deshalb, weil ich beim Beschneiden von Pflanzen zur Zögerlichkeit neige. Es widerstrebt mir, mit einem Handgriff das zu kappen, was da in Monaten oder gar Jahren so mühsam gewachsen ist.
Andererseits: Die fünf Rosenstöcke, die außer den Deerns noch im Garten stehen, mickern seit Jahren vor sich hin. Alt, verholzt, aus der Form sind sie und produzieren im Sommer nur wenige Blüten. Das soll nun anders werden.
Zunächst ein Blick ins Gartenhandbuch. Im Bücherregal des Mannes findet sich, offensichtlich recht unbenutzt, The New Supergardener. Da fühle ich mich angesprochen –neu bin ich schließlich in diesem Gewerbe, und das Super kann ja noch kommen. Der Autor Alan Titchmarsh, zugleich Moderator einer der zahlreichen Garten-Sendungen im britischen Fernsehen, rät: "Nähern Sie sich Ihrer Pflanze mit dem Mut der Überzeugung, einer scharfen Gartenschere und einer klaren Vorstellung davon, was Sie erreichen möchten."
Okay, Gartenschere ist vorhanden, Zielvorstellung auch, nur mit dem Mut hapert es noch etwas. Also Anruf beim Schwiegervater. Es dauert ein wenig, ihn an die Strippe zu bekommen –natürlich ist er im Garten. Der Schwiegervater, Alan Titchmarsh und die einschlägigen Webseiten sind sich einig: Um volle, gesunde, reich blühende Rosen zu erhalten, müssen sie im Frühjahr radikal zurückgeschnitten werden.
Schere in der einen Hand, Telefonhöhrer in der anderen (Schwiegervater: "Be brave!") setze ich an. Sozusagen zum warm werden beginne ich mit der Buschrose. Buschrosen müssen lediglich ausgelichtet werden, nur die dünnen, abgestorbenen Ästchen werden entfernt und die anderen eingekürzt. Ich gebe zu, der Busch hat nach dem Ausputzen eindeutig eine schönere Form. Das macht beherzt. Die vom Mann so geliebte altenglische Rose (allerdings nicht so innig geliebt, dass er sich bisher besonders um sie gekümmert hätte) ist noch nicht verholzt, sie sollte den Total-Rückschnitt gut vertragen.
Bei den alten Modellen bin ich da nicht so sicher. Es soll ja immer über einem Auge geschnitten werden, doch an den verholzten Stämmen sind weder Augen noch Ohren noch sonstwas zu erkennen. Aber wat mutt, dat mutt, wie der Hamburger sagt, und ich kneife die Stängel in ungefähr 30 Zentimetern Höhe ab. Der Schwiegervater tröstet: "Wenn sie eingehen, gibt es wenigstens einen Grund für einen weiteren Besuch im Gartencenter."
Wenn es aber klappt, dass sie wieder wachsen, gedeihen und blühen, bin ich einen großen Schritt weiter auf meinem Weg zum Supergardener. Ich werde berichten.
P.S.: Weil ich schon mal dabei war, habe ich auch gleich den Schmetterlingsflieder radikal gekürzt. Für ihn gilt nämlich das gleiche wie für Rosen: Je stärker der Rückschnitt, umso stärker, größer und blütenreicher wird der Busch. Hoffentlich.
Tipps für den Rückschnitt von Rosen:
- Auch wenn viele Ratgeberbücher den März als idealen Monat für den Rosenrückschnitt angeben –die klimatischen Bedingen variieren von Jahr zu Jahr und von Region zu Region. Wichtiger ist es deshalb, die Rose zu beobachten und auf die Anzeichen zu achten, die von einem Austriebsbeginn künden: Bereits bei stecknadelkopfgroßem Austrieb am "Auge"sollte geschnitten werden. (Ich habe also schon zu lang gewartet.) Aber: Besser spät als nie. Spät beschnittene Rosen blühen dafür später.
- Bis auf etwa 10 Zentimeter kürzen. Auch alte, verholzte Stämme vertragen einen extremen Rückschnitt, vorsichtshalber zunächst aber nur auf 20 bis 50 Zentimeter. Wenn der obere Teil später abstirbt, kann er dann noch entfernt werden.
- Strauch- und Kletterrosen lediglich ausdünnen, denn die schönsten Blüten entstehen am zweijährigen Holz. Hier nur abgestorbene und sehr dünne Äste entfernen sowie diejenigen, die sich aneinander reiben, denn an den Wunden können Krankheitserreger eindringen.
- Bei Edel-, Beet- und Bodendeckerrosen entwickeln sich die Blüten hingegen an den neuen Ästen, die dann aus dem stehengelassenen Stumpf und/oder dem Wurzelstock austreiben.
- Den Schnitt 0,5 bis 1 Zentimeter über einem Auge, also der Stelle, an der ein Blatt oder ein neues Ästchen austreibt, setzen. Um einen schönen Wuchs zu erhalten, über einem Auge schneiden, das nach außen zeigt. Ist das nicht möglich, geht es aber auch über jedem anderen.
- Wichtig ist, dass die Stellen sauber geschnitten, nicht gequetscht werden, denn das wäre ein Einfallstor für Krankheitserreger.
- Schräg schneiden, sodass bei Regen das Wasser von den Schnittstellen ablaufen kann und diese nicht faulen.
- Hilfreiche Hinweise und ein Forum finden sich auf dieser Webseite
(Foto: A.Schweizer)